Willkommen bei der BUND-Ortsgruppe Bretten!

  

Streuobstwiese trotz gesetzlichem Schutz gerodet

In Bretten wurden jetzt Obstbäume einer Streuobst-wiese gefällt. Trotz gesetzlichem Schutz musste dieser Lebensraum einem geplanten Gewerbegebiet weichen. Dies widerspricht den Zielen der Landesregierung zum Arten- und Klimaschutz sowie zur Erreichung der Netto-Null beim Flächenverbrauch. Das Landratsamt hatte die Genehmigung für diese Rodungsaktion erteilt.

„Leider stellen wir landauf landab fest, dass die Landratsämter in Baden-Württemberg den gesetzlichen Schutz von Streuobstwiesen nicht richtig umsetzen, der nach dem Volksbegehren „Rettet die Bienen“ neu eingeführt wurde. Das wollen wir so nicht hinnehmen“
, betont die BUND-Landesvorsitzende Sylvia Pilarsky-Grosch in einer Pressemitteilung.

Bereits 2020 hatten der BUND Regionalverband Mittlerer Oberrhein und der Arbeitskreis Karlsruhe des Landesnaturschutzverbands (LNV) in einer gemeinsamen Stellungnahme darauf hingewiesen, dass die Planungen zur Erweiterung des Industriegebiets Gölshausen gegen das Gebot zum Erhalt von Streuobstbeständen gemäß Landesnaturschutzgesetz verstößt.

Seltene Erzwespe wiederentdeckt

Auch sie spielt eine Rolle im Naturhaushalt und trägt zur Artenvielfalt (Biodiversität) bei: Die Erzwespe. Vor fünf Jahren wurde sie zum ersten Mal in Bretten entdeckt: Die etwa einen Zentimeter große Erzwespe Leucospis dorsigera. Diese ist ein Parasit, dessen Larven sich von verschiedenen Wildbienenarten ernähren.

Weil sie so selten ist hat sie keinen deutschen Namen. Nur durch einen glücklichen Zufall konnte sie damals, allerdings nur für wenige Minuten, an Nisthilfen für Wildbienen beobachtet werden. Diese hatten Mitglieder des BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland) in einem Garten in der Brettener Innenstadt aufgestellt. Fünf Jahre lang beobachteten die Naturschützer jeden Sommer an den Nisthilfen für Wildbienen, ob die Erzwespe wieder auftauchen würde. Im vergangenen Sommer wurde ihre Geduld belohnt. Die Erzwespe konnte bei der Eiablage beobachtet und fotografiert werden.

Dieses schwarz und gelb gefärbte Insekt hat stark verdickte und mit Zähnchen versehene Hinterschenkel. Die Weibchen tragen einen über ihren Hinterleib nach vorne gebogenen Legebohrer. Damit sticht diese Wespe durch das harte Holz eines Nistklotzes für Wildbienen und legt ein Ei an die Larve der Wildbiene. Die aus dem Ei schlüpfende Wespenlarve ernährt sich von der Wildbienenlarve, verpuppt sich und schlüpft im nächsten Jahr aus.
„Diese Erzwespe würde es ohne Wildbienen bei uns nicht geben“ , betont Matthias Menzel vom BUND.

Links:

Die Eiablage der Falten-Erzwespe Leucospis dorsigera

Faszination Wildbienen: Gegenspieler Leucospididae – Falten-Erzwespen

Gottesanbeterin in Diedelsheim entdeckt

Vor wenigen Jahrzehnten kam die Gottesanbeterin nur in der wärmsten Gegend Deutschlands, am Kaiserstuhl bei Freiburg, vor. Begünstigt durch den Klimawandel hat sich diese Fangschrecke weit nach Norden bis Berlin ausgebreitet. Auch bei uns im Kraichgau ist dieses Insekt seit Jahren heimisch und pflanzt sich erfolgreich fort. Erst kürzlich wurde in Diedelsheim eine Gottesanbeterin entdeckt. Sie war braun gefärbt und hatte sich auf einer hellen Hauswand niedergelassen. So konnte sie leicht gesehen werden.

Mit ihrem dreieckigen Kopf und den zu Fangarmen umgebildeten Vorderbeinen ist sie unverwechselbar. Letztere werden, während sie unbeweglich auf Beute lauert, nach vorne gestreckt, als würde sie beten. Dies hat zu ihrem außergewöhnlichen Namen geführt.

Ihre Körperfärbung reicht von hellgrün über gelblich bis dunkelbraun. Damit kann sie sich von Häutung zu Häutung an die Umgebung anpassen. Allerdings wird diese Tarnung wirkungslos, wenn sie sich auf einem hellen Untergrund wie beispielsweise auf einer weißen Hauswand niederlässt.

Die Gottesanbeterin ist für den Menschen völlig harmlos. Nach dem Bundesnaturschutzgesetz genießt sie besonderen Schutz. Sie darf deshalb weder gefangen noch getötet werden.

Siehe dazu auch unsere weiteren Artikel zum Thema Mantis

Am Seedamm : Kastanienblüte im September

Spaziergänger reiben sich die Augen. Blühende Kastanienbäume im September?

Am Brettener Seedamm beim neuen Rathaus zeigen jetzt Roßkastanien neben ihren stacheligen Früchten vereinzelt weiße Blütenkerzen und grüne Blätter. Dies ist keine Laune der Natur, sondern ein Hilferuf dieser Bäume. Aus Knospen, die erst im nächsten Frühjahr austreiben sollten, entwickeln sich Blüten. Gleich zwei Ursachen kommen für dieses Phänomen in Frage: Zum einen hat die eingeschleppte Roßkastanienminiermotte das Innere der Blätter aufgefressen. Dies hat dazu geführt, dass die Blätter abgestorben sind und seit Wochen braun und vertrocknet an den Zweigen hängen. Der Baum kann keine Photosynthese mehr betreiben und wird stark geschwächt.

Die trockenen Sommer der letzten Jahre haben die feinen Wurzeln geschädigt.
Die Blüten, die jetzt austreiben, sterben im Winter ab. Sie fehlen bei der Baumblüte im Frühjahr.

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die am Seedamm wachsenden und hier das Stadtbild prägenden Bäume absterben. Hierzu trägt der vom Menschen verursachte Klimawandel mit höheren Temperaturen und längeren Trockenperioden bei. Besonders im Siedlungsbereich leiden die Bäume, weil hier die versiegelten Flächen sich wie Herdplatten aufheizen und die Verdunstung erhöhen. Wie lange können das unsere Kastanien noch aushalten?

Links: Süddeutsche Zeitung: Warum gerade viele Kastanienbäume blühen

 

Kräuseljagdspinne breitet sich in Bretten aus

Der erste Fund wurde dem BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland) Bretten im April 2019 aus Oberderdingen gemeldet. Ein Jahr später schickte ein Betroffener aus dem Raum Heidelberg, der von einer Spinne gebissen worden war, das erste Belegfoto.
(siehe dazu auch unseren Artikel vom Oktober 2020)

„Inzwischen haben sich beim BUND mehrere aufmerksame Leser gemeldet, die Bekanntschaft mit der Kräuseljagdspinne ( Zoropsis spinimana) gemacht haben“,  weiß Matthias Menzel vom BUND.

In Bretten ist diese Spinne offensichtlich heimisch geworden. Nicht nur in Gärten und Garagen, sondern auch in Wohnhäusern hat sie sich inzwischen niedergelassen. So wurden kürzlich in der Brettener Innenstadt innerhalb weniger Tage gleich acht erwachsene Spinnen in Treppenhaus und Badezimmer entdeckt.

Diese Spinne, die sich in den letzten drei Jahrzehnten von den Mittelmeerländern über die Alpen bis zu uns in den Kraichgau ausgebreitet hat, kann eine Körperlänge von fast zwei Zentimetern erreichen. Ihre ausgestreckten Beine haben eine Spannweite von bis zu fünf Zentimetern.

An ihren Beinspitzen besitzt sie feine Haarbüschel mit mikroskopisch kleinen Hafthaaren mit bürstenartigen Enden. Damit kann sie mühelos sogar an senkrechten Glaswänden hochklettern.

Die Grundfärbung ist sehr variabel, von gelblich über grau bis zu dunkelbraun mit einer dunklen Zeichnung auf der Oberseite. Diese soll dem Vampir aus dem Film Nosferatu ähneln. Daher auch die Bezeichnung „Nosferatuspinne“.

Ihre Beute, meistens Insekten, aber auch andere Spinnen, wird im Sprung blitzschnell überwältigt und durch einen Giftbiss getötet.

Fühlt sich die Spinne bedroht, richtet sie ihren Körper auf und spreizt ihre nadelspitzen Giftklauen. Ihr Biss ist zwar für Menschen ungefährlich, aber doch schmerzhaft wie ein Wespenstich.

Diese Spinne baut kein Fangnetz, obwohl sie Fäden produzieren kann. Diese Kräuselfäden werden zu einer Schutzhülle des Eigeleges, das bis zu hundert Eier enthalten kann, verwoben. Die Weibchen kümmern sich um ihren Nachwuchs. Sie bewachen den Eikokon mit den geschlüpften Jungspinnen.

Der BUND bittet darum, Funde hier bei der deutschen Arachnologischen Gesellschaft zu melden.

Zukunft sinnvoll planen: Keine neuen Autobahnen!

Hunderte Kilometer neue Autobahnen sollen in Deutschland gebaut werden – mit katastrophalen Auswirkungen auf die Umwelt. Wir können nicht zulassen, dass noch mehr Tiere und Pflanzen ihren Lebensraum verlieren, das Klima weiter angeheizt wird und unser Grundwasser belastet wird. Deshalb fordern wir den Bundesverkehrsminister Volker Wissing auf, den Bau neuer Fernstraßen zu stoppen. Bitte helfen Sie uns und nehmen Sie an unserem E-Mail-Protest teil:
Hier den Brief an Minister Wissing unterschreiben

Weltbienentag – Unersetzliche Bestäuber benötigen Hilfe

Seit 2018 rufen die Vereinten Nationen am 20. Mai den Weltbienentag aus. Damit soll auf die unersetzliche wirtschaftliche Leistung der Bienen bei der Bestäubung unserer Kulturpflanzen und ihre wichtige Bedeutung im Naturhaushalt hingewiesen werden.
Neben der Honigbiene gibt es in Deutschland über 500 Wildbienenarten, zu denen auch die Hummeln zählen. Etwa die Hälfte von ihnen ist in ihrem Bestand gefährdet, weil sie gleich mehreren Schadfaktoren ausgesetzt sind. So sind in den letzten Jahrzehnten ein Großteil der artenreichen, bunten Blumenwiesen unter Beton und Asphalt verschwunden und einst zusammenhängende Lebensräume durch Straßen zerschnitten worden.

„Mit zunehmender Entfernung von Futterquellen und Nistplatz nimmt die Zahl der Nachkommen ab,“ mahnt Matthias Menzel vom BUND. Weniger Wildbienen bedeutet auch, dass weniger Kulturpflanzen bestäubt werden können.

Aus der Landnutzung mit kleinparzellierten Äckern und einer Vielfalt an Kulturpflanzen wurden großflächige Monokulturen mit Mais, Raps, Rüben und Getreide. Diese Wirtschaftsweise fördert Schädlinge, gegen die dann eine Vielzahl verschiedener Pestizide eingesetzt werden. Diese schaden, auch bei fachgerechter Anwendung, den Wildbienen und anderen Insekten gleich mehrfach: Hummeln legen kleinere Nester an und produzieren weniger Königinnen. Die Anfälligkeit gegenüber Krankheiten nimmt zu. Die Orientierungsfähigkeit wird beeinträchtigt. Männchen und Weibchen können sich am Geruch nicht mehr erkennen.
Der BUND setzt sich schon seit vielen Jahren für den Schutz der Wildbienen ein. Beispielsweise tragen gemeinsame Projekte mit Schulen wie dem Melanchthon-Gymnasium und der Grundschule Diedelsheim, Obst- und Gartenbauvereinen, der Teilnahme am Naturerlebnistag der Stadt Bretten und der Herstellung von geeigneten Nisthilfen zum Schutz dieser unersetzlichen Bestäuber bei.

Buchtipp: Stumme Erde von Dave Goulson

Insekten mögen klein sein, aber sie
verrichten die großen Arbeiten auf unserer Erde.
Sie entsorgen Abfälle, bestäuben Pflanzen, ernähren unzählige Tierarten und bereichern die Welt mit ihrer vielgestaltigen Schönheit. Dennoch wird ihr Beitrag kaum wahrgenommen und Tag für Tag sterben hunderte Arten aus. Was bedeutet ihr Verschwinden für uns Menschen?

Wie kein anderer vermag der Biologe Dave Goulson vorwegzunehmen, was genau passieren wird, sollte das Insektensterben nicht gestoppt werden. Ein Leben ohne Himbeeren und Schokolade ist sicherlich vorstellbar, globale Hungersnöte wären jedoch die ernste Folge.

Stumme Erde ist ein Liebesbrief an die Welt der Insekten eine Elegie und ein mitreißendes Manifest für einen grüneren Planeten.

Hanser Verlag ISBN 978-3-446-27267-5

Tote Puppenräuber als Mahnung

Ausstellung zum Insektensterben

Eine wohl einmalige Käfersammlung besitzt das Staatliche Museum für Naturkunde Stuttgart: In vierzig Insektenkästen befinden sich sechstausend Käfer. Besucher der Ausstellung „Anthropozän – Zeitalter ? Zeitenwende? Zukunft?“, die diese Käfer aufmerksam betrachten, reiben sich schon nach kurzer Zeit die Augen: Alle Käfer sehen gleich aus und alle sind Puppenräuber. Sie gehören zu den Laufkäfern der Gattung Calosoma. Ihr Name geht auf ihre bevorzugte Nahrung Raupen und Puppen von forstschädlichen Schmetterlingen zurück. Puppenräuber vertilgen beachtliche Mengen dieser Schadinsekten. Sie haben einen großen Nutzen für die Forstwirtschaft.

Warum nun werden so viele Käfer derselben Art ausgestellt?
Kleine Notizzettel, die jedem Insektenkasten beigefügt sind, geben einen Hinweis. Auf ihnen steht, sorgfältig mit der Schreibmaschine getippt : “ Spanien – Costa brava – Playa de Aro Mas Nou Juni 1974 nach DDT-Besprühung der Korkeichenwälder durch Flugzeuge alle Tiere tot aufgesammelt“ . Die hier ausgestellten Käfer sind also Opfer einer Schädlingsbekämpfungsaktion, die eigentlich Schwammspinner und Eichenwickler treffen sollte.

In Wäldern kommt es immer wieder zu Massenvermehrungen von Schmetterlingen wie dem Schwammspinner oder dem Eichenwickler, deren gefräßige Raupen durch Blattfraß die Bäume schwächen und so den Holzertrag verringern. Um dies zu verhindern, wurden von den spanischen Forstbehörden Bekämpfungsmaßnahmen angeordnet. Großflächig wurde im Jahr 1974 mit dem Flugzeug das Insektengift DDT auf die befallenen Bäume gesprüht. Mit durchschlagendem, aber zugleich zweifelhaften Erfolg. Die gefräßigen Raupen wurden zwar getötet, aber gleichzeitig starben viele andere nicht schädliche Insektenarten wie der Puppenräuber. Tausende dieser nützlichen Käfer lagen tot auf dem Waldboden.
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Geplante Südwestumfahrung von Bretten

Welche Eigentümer von Streuobstwiesen und Ackerland müssen bezahlen?

Die geplante Südwestumfahrung Bretten wird zwangsläufig eine Flurbereinigung zur Folge haben. Dabei werden aus Kostengründen möglichst viele Eigentümer in das Verfahren einbezogen.

Trassenverlauf, Karte von Google Maps
Bildquelle: Google Maps

Betroffene Flurstückseigentümer müssen damit rechnen, dass…

… sie zeitweise enteignet werden

… ihr Grundstück kassiert und durch ein neues, an anderer Stelle liegendes, getauscht wird

… das neu zugeteilte Flurstück kleiner ist (Flächenabzug!)

… sie an den Kosten des Verfahrens beteiligt werden

Außerdem wird das bestehende Feldwege-Netz durch eine neues ersetzt.
Gewanne, die von der Zweckflurbereinigung im Zuge der Ortsumfahrung Bretten betroffen sein können: weiter lesen

„Salamanderpest“ breitet sich aus

Feuersalamander
In Bretten gibt es ihn noch – den Feuersalamander. Dank der jahrzehntelangen Bemühungen des BUND, der für diesen Schwanzlurch zahlreiche Laichgewässer angelegt hat, konnte diese Tierart bei uns überleben. Jetzt ist er durch eine Seuche gefährdet. In Europa breitet sich eine Krankheit, der „Salamanderfresser-Pilz“ aus.
Er befällt die Haut der Tiere. Der Wasserhaushalt ihres Körpers wird beeinträchtigt und die Abwehr vor Krankheitserregern geschwächt. Die erkrankten Salamander sterben dann innerhalb von zwei Wochen. In Deutschland, einem „Hotspot“ dieser Seuche, ist diese Krankheit bereits an über siebzig Orten aufgetreten. Der Pilz bildet Sporen, die für lange Zeit ansteckend sind. Es besteht die Gefahr, dass bei Berührung der Salamander oder über anhaftende Erde an den Schuhsohlen von Wanderern diese Krankheit unbeabsichtigt weiterverbreitet wird.
Damit sich die Salamanderpest nicht auch in Baden-Württemberg ausbreitet, hat das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg Amphibienschützer, Naturschutz- und Forstbehörden um Unterstützung bei der Bekämpfung dieser Seuche gebeten.
Der BUND bittet darum, Salamander nicht anzufassen. Wer tote Salamander findet, der möge dies bitte dem BUND möglichst mit Bild und Fundort melden.

Links:
Bundesamt für Naturschutz: Die Salamanderpest

Landesamt für Umwelt RP: „Salamanderpest“ – Chytridpilz-Erkrankung bedroht den Feuersalamander und andere einheimische Amphibien

Unser Rüdtwald-Video