Kategorie-Archive: Wildbienen

Brutplätze für Wildbienen geschaffen

Mit Vertretern des Amtes für Vermessung, Geoinformation und Flurneuordnung Karlsruhe war kürzlich der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz) Bretten auf der Gemarkung unterwegs. Im Zuge des Flurbereinigungsverfahrens waren an geeigneten Stellen Brutplätze für Wildbienen angelegt worden. In Baden-Württemberg kommen etwa 500 verschiedene Wildbienenarten vor. Diese Vielfalt – Biodiversität – dieser unersetzlichen Bestäuber muss erhalten werden. Da die meisten Wildbienen tief im Boden ihre Nistplätze anlegen, wurden geeignete Flächen ausgewählt und wildbienengerecht gestaltet.
„Im vergangenen Jahr haben wir Erdwege und mehrere Lößsteilwände angelegt“, berichtete der ausführende Ingenieur Thomas Blum. Wie notwendig diese Maßnahmen waren, zeigte sich schon in diesem Frühjahr: „An einer der Lößsteilwände konnten neben der Frühlingspelzbiene auch ein Wollschweber und ein Sandlaufkäfer beobachtet werden“, stellte Gertraud Steinbach vom BUND mit Freude fest.

An einem neu angelegten Erdweg haben etwa hundert Pförtner-Schmalbienen eine Brutkolonie, erkennbar an den vielen kleinen Erdhäufchen, angelegt. „Das zeigt, wie groß der Bedarf an Brutplätzen auf unserer Feldflur ist“, betonte die Vertreterin des BUND.
„Wir werden deshalb bedarfsgerecht weitere Brutplätze für Wildbienen und andere Insekten anlegen“, versicherte Thomas Blum vom Amt für Flurneuordnung.

Wildbienen sind neben den Honigbienen die effektiveren Bestäuber, weil sie den gesammelten Blütenstaub locker an den Beinen oder der Unterseite ihres Hinterleibs von Blüte zu Blüte transportieren. Durch den Verlust ihrer Lebensräume, die leider noch immer Siedlungserweiterungen und dem Bau neuer Straßen zum Opfer fallen, ist inzwischen fast jede zweite Wildbienenart in ihrem Bestand gefährdet. Auch Monokulturen und Pestizide tragen zum Rückgang dieser unersetzlichen Bestäuber bei.

Der BUND bittet darum, Funde von Wildbienen, die im Boden nisten, besonders an Feldwegen, zu melden.

VHS-Kurs : Wildbienen im Hausgarten

Die Artenvielfalt unserer einheimischen Insekten hat in den letzten Jahren rapide und mit zunehmender Geschwindigkeit abgenommen. Davon sind auch die Wildbienen betroffen.
Mit jeder Art, die verschwindet, geht ein unersetzliches „Zahnrädchen im Uhrwerk der Natur“ verloren. Deshalb hat sich die Europäische Union zum Ziel gesetzt, die Biodiversität zu stärken.
Wildbienen sind hauptsächlich gefährdet durch den Verlust ihrer natürlichen Lebensräume, durch Monokulturen in der Agrarlandschaft und durch Umweltgifte. Besitzer von Gärten und Streuobstwiesen können die Lebensbedingungen für Wildbienen durch entsprechende Biotoppflege und gezielte Schutzmaßnahmen verbessern.
Hierzu sind aber Kenntnisse über die Ansprüche der verschiedenen Wildbienenarten erforderlich. Um Wildbienen richtig helfen zu können, müssen Nisthilfen fachgerecht angefertigt und bereitgestellt werden. Referent ist Gerhard Dittes vom BUND.
Der Kurs besteht aus zwei Teilen die aufeinander aufbauen!
Die beiden Vortragsabende finden am Mittwoch 15. März 2023 und am Mittwoch 22.März 2023 jeweils um 19:30 Uhr im Vortragssaal der VHS Bretten, Melanchthonstraße 3, statt.

Seltene Erzwespe wiederentdeckt

Auch sie spielt eine Rolle im Naturhaushalt und trägt zur Artenvielfalt (Biodiversität) bei: Die Erzwespe. Vor fünf Jahren wurde sie zum ersten Mal in Bretten entdeckt: Die etwa einen Zentimeter große Erzwespe Leucospis dorsigera. Diese ist ein Parasit, dessen Larven sich von verschiedenen Wildbienenarten ernähren.

Weil sie so selten ist hat sie keinen deutschen Namen. Nur durch einen glücklichen Zufall konnte sie damals, allerdings nur für wenige Minuten, an Nisthilfen für Wildbienen beobachtet werden. Diese hatten Mitglieder des BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland) in einem Garten in der Brettener Innenstadt aufgestellt. Fünf Jahre lang beobachteten die Naturschützer jeden Sommer an den Nisthilfen für Wildbienen, ob die Erzwespe wieder auftauchen würde. Im vergangenen Sommer wurde ihre Geduld belohnt. Die Erzwespe konnte bei der Eiablage beobachtet und fotografiert werden.

Dieses schwarz und gelb gefärbte Insekt hat stark verdickte und mit Zähnchen versehene Hinterschenkel. Die Weibchen tragen einen über ihren Hinterleib nach vorne gebogenen Legebohrer. Damit sticht diese Wespe durch das harte Holz eines Nistklotzes für Wildbienen und legt ein Ei an die Larve der Wildbiene. Die aus dem Ei schlüpfende Wespenlarve ernährt sich von der Wildbienenlarve, verpuppt sich und schlüpft im nächsten Jahr aus.
„Diese Erzwespe würde es ohne Wildbienen bei uns nicht geben“ , betont Matthias Menzel vom BUND.

Links:

Die Eiablage der Falten-Erzwespe Leucospis dorsigera

Faszination Wildbienen: Gegenspieler Leucospididae – Falten-Erzwespen

Weltbienentag – Unersetzliche Bestäuber benötigen Hilfe

Seit 2018 rufen die Vereinten Nationen am 20. Mai den Weltbienentag aus. Damit soll auf die unersetzliche wirtschaftliche Leistung der Bienen bei der Bestäubung unserer Kulturpflanzen und ihre wichtige Bedeutung im Naturhaushalt hingewiesen werden.
Neben der Honigbiene gibt es in Deutschland über 500 Wildbienenarten, zu denen auch die Hummeln zählen. Etwa die Hälfte von ihnen ist in ihrem Bestand gefährdet, weil sie gleich mehreren Schadfaktoren ausgesetzt sind. So sind in den letzten Jahrzehnten ein Großteil der artenreichen, bunten Blumenwiesen unter Beton und Asphalt verschwunden und einst zusammenhängende Lebensräume durch Straßen zerschnitten worden.

„Mit zunehmender Entfernung von Futterquellen und Nistplatz nimmt die Zahl der Nachkommen ab,“ mahnt Matthias Menzel vom BUND. Weniger Wildbienen bedeutet auch, dass weniger Kulturpflanzen bestäubt werden können.

Aus der Landnutzung mit kleinparzellierten Äckern und einer Vielfalt an Kulturpflanzen wurden großflächige Monokulturen mit Mais, Raps, Rüben und Getreide. Diese Wirtschaftsweise fördert Schädlinge, gegen die dann eine Vielzahl verschiedener Pestizide eingesetzt werden. Diese schaden, auch bei fachgerechter Anwendung, den Wildbienen und anderen Insekten gleich mehrfach: Hummeln legen kleinere Nester an und produzieren weniger Königinnen. Die Anfälligkeit gegenüber Krankheiten nimmt zu. Die Orientierungsfähigkeit wird beeinträchtigt. Männchen und Weibchen können sich am Geruch nicht mehr erkennen.
Der BUND setzt sich schon seit vielen Jahren für den Schutz der Wildbienen ein. Beispielsweise tragen gemeinsame Projekte mit Schulen wie dem Melanchthon-Gymnasium und der Grundschule Diedelsheim, Obst- und Gartenbauvereinen, der Teilnahme am Naturerlebnistag der Stadt Bretten und der Herstellung von geeigneten Nisthilfen zum Schutz dieser unersetzlichen Bestäuber bei.

Wildbienen: Tausend Königinnen warten auf den Frühling

Zwischen Äcker und Wiesen rings um Bretten gibt es sie noch: Erdwege, die nicht betoniert oder asphaltiert sind. Auf diesen können aufmerksame Spaziergänger schon im zeitigen Frühjahr wenige Zentimeter große Häufchen aus feinen Erdkrümeln entdecken. Sie ähneln kleinen Maulwurfshügeln, oder genauer gesagt, einem Vulkanberg mit einem Krater in der Mitte.
Sie sind das Werk von im Boden brütenden Wildbienen, deren Weibchen einen bis zu 15 Zentimeter tiefen Schacht mit ihren Kieferzangen graben. Die abgebissenen Erdkrümel werden dann um den Nesteingang herum als flacher Kegel abgelagert. Am Ende des Schachtes legt das Weibchen bis zu acht Brutzellen an, kleine Kämmerchen, die mit Futter aus Nektar und Blütenstaub gefüllt werden und in die ein Ei gelegt wird. Die daraus schlüpfenden Larven ernähren sich von diesem nahrhaften Proviant, verpuppen sich und verlassen dann als fertig entwickelte Wildbienen das Erdnest.
Von den über 400 Wildbienenarten, die es in Baden-Württemberg gibt, legen etwa 300 ihre Nester im Boden an. So auch die bis zu einem Zentimeter große Pförtner-Schmalbiene mit dem wissenschaftlichen Namen Lasioglossum malachurum, die auch in Bretten und Umgebung heimisch ist. Mehrere Weibchen sind gemeinsam am Nestbau beteiligt. Während eine Biene Futter sammelt, bewacht eine andere wie ein Pförtner den Eingang zum Nest. Wie ein Korken in der Flasche verwehrt diese anderen Bienen, die nicht zum Nest gehören, den Zutritt.

Senkrechtstarter

Mit etwas Geduld können Spaziergänger beobachten, wie die Wächterbiene, vergleichbar mit einem Senkrechtstarter, vom Nest wegfliegt, um einer Artgenossin, die vollgetankt ist mit süßem Nektar und schwer beladen mit Pollen den Weg zum Nest freigibt. Die Pförtner-Schmalbiene ist, was ihren Speisezettel betrifft, nicht wählerisch. Durch ihren Blütenbesuch trägt sie zur Samenbildung und damit zur Erhaltung von einem Dutzend Pflanzenfamilien, darunter vielen Wiesenblumen, bei.

Im August entwickelt sich dann die nächste Generation, die aus großen Männchen und Weibchen, den Königinnen, besteht. Nach der Paarung überwintern letztere in ihren Geburtsnestern.

„In Bretten gibt es Nistplätze in denen dann bis zu tausend Königinnen in frostsicherer Tiefe den kalten Winter überstehen“, weiß Matthias Menzel vom BUND. In Zusammenarbeit mit der Flurbereinigungsbehörde konnte der BUND erreichen, dass diese Brutkolonien erhalten werden.
In Deutschland sind alle Wildbienenarten nach dem Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützte Arten. Dieser unmittelbare Schutz ist aber für die Erhaltung der Wildbienen nicht ausreichend, weil ihre natürlichen Lebensräume immer noch neuen Wohngebieten, Gewerbeflächen und Straßen zum Opfer fallen. Außerdem sterben viele Wildbienen durch den Einsatz giftiger Pestizide.

Gesetzeslage: Wildbienen sind besonders geschützt und dennoch bedroht
Wildbienen sind vielen Bedrohungen ausgesetzt – und auf Schutz angewiesen

Brettener mit langen Hörnern

Noch kann man sie auf Streuobstwiesen in der Umgebung von Bretten antreffen: Die Mai-Langhornbienen. Ihren Namen tragen diese Wildbienen zurecht, weil ihre Fühler oft länger als der Körper sind. Die Mai-Langhornbiene (Eucera nigrescens), die Wildbiene des Jahres 2021, ist in der freien Natur und mit bloßem Auge von anderen Langhornbienen kaum zu unterscheiden.
Die Flugzeit kann hier allerdings weiterhelfen. Während die Mai-Langhornbiene bereits im Mai fliegt, hat die Juni-Langhornbiene (Eucera longicornis) ihre Hauptflugzeit im Monat Juni.

Die Streuobstwiesen im Kraichgau, auf denen reichlich Zaunwicken oder andere Schmetterlings-blütler blühen, sind der bevorzugte Lebensraum dieser Bienen. Auch an Waldrändern und Hecken kann man sie antreffen.
An wenig bewachsenen Stellen graben die Weibchen Gänge in den Boden und legen dort Brutkammern an, die mit Nektar und Blütenstaub als Futter für die heranwachsenden Larven gefüllt werden. Nach dem Nestbau sterben die Weibchen. Die jungen Bienen schlüpfen erst im nächsten Frühjahr.

Der Bestand hat in einigen Bundesländern bereits ein bedrohlich geringes Ausmaß erreicht, obwohl alle Wildbienenarten nach dem Bundesnaturschutzgesetz aus dem Jahr 2002 besonders geschützt sind. Immer noch verschwinden Tag für Tag ihre Lebensräume unter Beton und Asphalt und aktuelle Planungen verschärfen die Situation. Nur wenn bestehendes Grünland ausnahmslos erhalten bleibt und Schutzmaßnahmen zur Erhaltung der Artenvielfalt oberste Priorität eingeräumt wird, werden auch die Mai-Langhornbienen bei uns eine Überlebenschance haben. Darauf weist der BUND Bretten seit Jahren hin.

Gesetzeslage: Wildbienen sind besonders geschützt und dennoch bedroht

Wildbienen: Gesetze

Schutz einheimischer Bestäuber:

Kurze Wege retten Wildbienen

Weltweit sind neben den Honigbienen die vielen Arten von Wildbienen unverzichtbare Bestäuber, die uns reiche Obst- und Gemüseernten garantieren. Um den Bestand dieser nützlichen Insekten zu sichern, genügt es nicht, deren Brutplätze und Futterpflanzen zu erhalten. Ganz entscheidend ist die Entfernung, die sie zwischen ihrem Nest und den Blüten zurücklegen müssen, die ihnen Nektar und Pollen liefern. Je kürzer die Entfernung, desto höher die Zahl der Nachkommen. Bei großer Entfernung nimmt die Zahl der angelegten Brutzellen ab, und zusätzlich fallen mehr Bienen Brutparasiten und Nesträubern zum Opfer.
Doch wie weit fliegen Wildbienen bei der Suche nach Nektar und Pollen? Bei Markierungs-experimenten im Botanischen Garten München hat man das jetzt herausgefunden.

„Die Sammelflugdistanzen der untersuchten Bienenarten lagen zwischen 73 und 121 Meter – die kleineren Bienenarten flogen dabei wie erwartet weniger weit, als die größeren“, so Prof. Susanne Renner von der Ludwig-Maximilian-Universität München. Die Nistplätze der Wildbienen liegen oft nicht in direkter Nachbarschaft zu ihren Futterpflanzen, die am besten auf artenreichen Blumenwiesen wachsen.
„Im Gegensatz zu neu angelegten Blühstreifen weisen die seit Generationen bestehenden Lebensräume wie Streuobstwiesen, Hecken und sonnenexponierte Südhänge eine höhere Artenvielfalt auf. Diese bieten dauerhaft Nahrung und Brutplätze, während Blühstreifen nach wenigen Jahren umgepflügt und wieder intensiv genutzt werden,“ stellt Gerhard Dittes, der Vorsitzende des BUND Bretten, fest. „Unsere heimischen Wildbienenarten können nur erhalten werden, wenn ihre Neststandorte nicht zerstört werden und sich genügend große, geeignete Futterflächen in idealerweise nicht mehr als ca. 150 m Entfernung vom Brutplatz befinden,“ ergänzt Matthias Menzel von der Ortsgruppe.

Artikel auf Bienennachrichten: Flugdistanzen von Wildbienen auf Nahrungssuche
Link zur Originalpublikation

Der Lavendel – Arzneipflanze 2020

In immer mehr Brettener Gärten und öffentlichen Grünanlagen wird er angepflanzt: Der Lavendel.
Er liebt die heißen und trockenen Sommer der Mittelmeerländer. Doch der Klimawandel hat es ihm ermöglicht, sich nördlich der Alpen auszubreiten. Seine meist blauen oder lila Blüten sind Futterquelle für zahlreiche Insektenarten wie Honigbienen, Hummeln und andere Wildbienen, z.B. die Gartenwollbiene und Furchenbienen. Auch Schmetterlinge wie Weißlinge oder gar das Taubenschwänzchen, das mit raschen Flügelschlägen wie ein Kolibri im Rüttelflug vor den Blüten schwebt, naschen an den Blüten des Lavendels. Kein Wunder, hat doch sein Nektar einen außergewöhnlich hohen Zuckergehalt. Deshalb ist er auch bei den Imkern als Bienenweide sehr geschätzt. Inzwischen haben immer mehr Brettener Gartenbesitzer seinen Nutzen für unsere heimischen Insekten erkannt und machen aus trostlosen, steinigen Schottergärten blau leuchtende Bienenweiden.

Im Süden Frankreichs, in der Provence hat Lavendel eine wirtschaftliche Bedeutung. Blau blühende Felder locken Touristen an, und aus der Pflanze wird ein Öl gewonnen, das für Seifen und Parfüms verwendet wird. Leider ist die Anbaufläche stark zurückgegangen. Ursache ist ein schwer zu bekämpfender Krankheitserreger, der von einer Zikade übertragen wird und den Lavendel vertrocknen lässt.

Nicht nur in der Küche als „Herbes de Provence“ wird das Kraut verwendet, ebenso wie in der Medizin. Deshalb wählte ihn der Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde, dem neben verschiedenen Universitäten auch das Deutsche Apothekenmuseum in Heidelberg angehören, zur Arzneipflanze des Jahres 2020

Nur was man kennt kann man auch schützen!

Die bereits vor Jahren von der Bundesregierung im Rahmen einer „Nationalen Strategie zur Entwicklung der Natur“ ergriffenen Maßnahmen reichen nicht aus, um die Artenvielfalt zu erhalten. Die Zerstörung von Lebensräumen für wildlebende Pflanzen und Tiere geht ungebremst weiter, ebenso die Belastung der Natur durch Umweltgifte.
Verschärfend kommt hinzu, dass es zu wenig qualifizierte Artenkenner gibt.
So hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) bei einer Umfrage festgestellt, dass die Zahl der Taxonomen, so nennt man diese Wissenschaftler, in den letzten Jahren abgenommen hat. Auch gibt es für diese Biologen, trotz Bedarf, viel zu wenig Arbeitsplätze.
Auch bemängeln Naturwissenschaftler und Umweltschützer, dass Kindern und Jugendlichen zu wenig Artenkenntnis vermittelt wird.

An Schulen und Universitäten müssen deshalb die Lehrpläne geändert werden, um die fortschreitende Wissenserosion aufzuhalten. Dazu wollen der Landesnaturschutzverband (LNV), Naturkundemuseen und die Umweltakademie Baden-Württemberg die Vermittlung von Artenkenntnis an Schulen fördern.
Mit seinem Projekt „Schützt die Wildbienen“ vermittelt der BUND Bretten schon seit vielen Jahren Artenkenntnis in Kindergärten und Schulen.

Von Honig- und Wildbienen

Kinder vom Haus Regenbogen informierten sich über unersetzliche Bestäuber

Ohne Bestäubung durch Bienen gibt es keine Ernte von Äpfeln, Birnen, Kirschen und vielen anderen Kulturpflanzen. Doch woran erkennt man diese nützlichen Insekten? Wie leben sie? Und wie wird Honig gemacht?
Auf diese Fragen suchten Vorschulkinder Antworten. Dazu hatte die Kindergartenleiterin Frau Summer den Vorsitzenden des BUND Bretten, Gerhard Dittes, in das Haus Regenbogen eingeladen. Anhand von Fotos zeigte er den wissbegierigen Kindern ausgewählte und leicht erkennbare Beispiele der in der Umgebung von Bretten lebenden Wildbienen.

Wildbienen sind besonders erfolgreiche Bestäuber unserer Kulturpflanzen, weil sie den gesammelten Blütenstaub nur locker in ihrem Pelz transportieren. Dadurch kann der Pollen leichter von Blüte zu Blüte übertragen werden, wodurch der Ernteertrag steigt. Leider ist der Bestand dieser für uns nützlichen Insekten durch die fortschreitende Vernichtung ihrer Lebensräume, Monokulturen und den Einsatz giftiger Pestizide gefährdet.
Wildbienen machen keinen Honig. Dies ist Aufgabe der Honigbiene. Wie dieses süße Nahrungsmittel entsteht, erfuhren dann die Kinder bei einem Imker. Dazu besuchten sie die Schulimkerei von Hobbyimker Michael Reithäusler in der Brettener Schillerschule. Dieser zeigte den Kindern sehr anschaulich, wie ein Bienenstock aufgebaut ist, und erklärte die Lebensweise der Bienen und wie diese aus Nektar Honig machen. Damit die Kinder die fleißigen Bienen aus nächster Nähe beobachten konnten, ohne gestochen zu werden, trugen sie alle kindgerechte Schutzanzüge.

Wildbienenschutz immer beliebter

BUND und MGB mit Infos über Wildbienen

Fachgerechte Nisthilfen für hohlraumbewohnende Wildbienen wie für die Gehörnte Mauerbiene sind bei den Brettenern immer mehr gefragt“, stellt Annika Hoffmann, Biologielehrerin am Brettener Melanchthon-Gymnasium, erfreut fest. Im Rahmen des Gemeinschaftsprojekts „Schutz unserer einheimischen Wildbienen“ informierten der BUND und Schüler der Arbeitsgemeinschaft Biologie die Besucher des Brettener Wochenmarktes.

Angesichts des weltweiten, dramatischen Insektensterbens setzen sich immer mehr Besitzer von Gärten und Streuobstwiesen für den Schutz von Wildbienen und anderen Insekten ein. Andererseits fühlen sich immer mehr wärmliebende Insekten wie beispielsweise die Efeu-Seidenbiene und die Gelbbindige Furchenbiene bei uns heimisch. Ihre im Boden angelegten Nester werden zunehmend in Brettener Gärten beobachtet.
Es ist deshalb wichtig, diese Brutplätze in den Gärten zu erhalten und kleine, unbewachsene Flächen für neue Brutplätze bereit zu stellen“ empfiehlt Gerhard Dittes vom BUND Bretten.
Schon nach wenigen Tagen waren die Bohrlöcher in den Nistklötzen besiedelt, berichten immer mehr Gartenbesitzer.
Fast pausenlos drängten sich die Marktbesucher am Infostand, um näheres über Wildbienen zu erfahren.
–Woran erkennt man Wildbienen?
–Wodurch sind sie gefährdet und wie kann man diesen nützlichen Insekten, wichtige Bestäuber unserer Kulturpflanzen helfen?

Die von den Schülern angebotenen, selbst gebastelten Nisthilfen für hohlraumbewohnende Wildbienen wurden dankbar angenommen.

Jede zweite Wildbienenart bedroht!

Wissenschaftler der Universität München haben in einer aktuellen Studie nachgewiesen, dass von den über 500 Wildbienenarten in Deutschland mehr als die Hälfte in ihrem Bestand bedroht oder in manchen Regionen schon verschwunden sind. Wesentliche Ursache ist der Nahrungsmangel im Spätsommer, weil es zu dieser Zeit gerade auf landwirtschaftlich genutzten Flächen keine Blüten mehr gibt.
Allgemein scheint die Artenvielfalt von Bienen aufgrund der intensiven Landwirtschaft und des verstärkten Einsatzes von Pestiziden, die sich beide negativ auf Nahrungsquellen und Nistmöglichkeiten auswirken, rückläufig zu sein“, betont Prof. Susanne Renner von der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Wildbienen spielen eine unersetzliche Rolle bei der Bestäubung von Blütenpflanzen. So wird der wirtschaftliche Wert durch Bestäubung in Europa vom BUND auf über 14 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Beispielsweise gibt es ohne die Bestäubung durch Hummeln keine Tomaten.
Siehe unter : Verhungern im ländlichen Raum