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Schlagworte-Archive: Insekten

Gottesanbeterin in Diedelsheim entdeckt

Vor wenigen Jahrzehnten kam die Gottesanbeterin nur in der wärmsten Gegend Deutschlands, am Kaiserstuhl bei Freiburg, vor. Begünstigt durch den Klimawandel hat sich diese Fangschrecke weit nach Norden bis Berlin ausgebreitet. Auch bei uns im Kraichgau ist dieses Insekt seit Jahren heimisch und pflanzt sich erfolgreich fort. Erst kürzlich wurde in Diedelsheim eine Gottesanbeterin entdeckt. Sie war braun gefärbt und hatte sich auf einer hellen Hauswand niedergelassen. So konnte sie leicht gesehen werden.

Mit ihrem dreieckigen Kopf und den zu Fangarmen umgebildeten Vorderbeinen ist sie unverwechselbar. Letztere werden, während sie unbeweglich auf Beute lauert, nach vorne gestreckt, als würde sie beten. Dies hat zu ihrem außergewöhnlichen Namen geführt.

Ihre Körperfärbung reicht von hellgrün über gelblich bis dunkelbraun. Damit kann sie sich von Häutung zu Häutung an die Umgebung anpassen. Allerdings wird diese Tarnung wirkungslos, wenn sie sich auf einem hellen Untergrund wie beispielsweise auf einer weißen Hauswand niederlässt.

Die Gottesanbeterin ist für den Menschen völlig harmlos. Nach dem Bundesnaturschutzgesetz genießt sie besonderen Schutz. Sie darf deshalb weder gefangen noch getötet werden.

Siehe dazu auch unsere weiteren Artikel zum Thema Mantis

Kräuseljagdspinne breitet sich in Bretten aus

Der erste Fund wurde dem BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland) Bretten im April 2019 aus Oberderdingen gemeldet. Ein Jahr später schickte ein Betroffener aus dem Raum Heidelberg, der von einer Spinne gebissen worden war, das erste Belegfoto.
(siehe dazu auch unseren Artikel vom Oktober 2020)

„Inzwischen haben sich beim BUND mehrere aufmerksame Leser gemeldet, die Bekanntschaft mit der Kräuseljagdspinne ( Zoropsis spinimana) gemacht haben“,  weiß Matthias Menzel vom BUND.

In Bretten ist diese Spinne offensichtlich heimisch geworden. Nicht nur in Gärten und Garagen, sondern auch in Wohnhäusern hat sie sich inzwischen niedergelassen. So wurden kürzlich in der Brettener Innenstadt innerhalb weniger Tage gleich acht erwachsene Spinnen in Treppenhaus und Badezimmer entdeckt.

Diese Spinne, die sich in den letzten drei Jahrzehnten von den Mittelmeerländern über die Alpen bis zu uns in den Kraichgau ausgebreitet hat, kann eine Körperlänge von fast zwei Zentimetern erreichen. Ihre ausgestreckten Beine haben eine Spannweite von bis zu fünf Zentimetern.

An ihren Beinspitzen besitzt sie feine Haarbüschel mit mikroskopisch kleinen Hafthaaren mit bürstenartigen Enden. Damit kann sie mühelos sogar an senkrechten Glaswänden hochklettern.

Die Grundfärbung ist sehr variabel, von gelblich über grau bis zu dunkelbraun mit einer dunklen Zeichnung auf der Oberseite. Diese soll dem Vampir aus dem Film Nosferatu ähneln. Daher auch die Bezeichnung „Nosferatuspinne“.

Ihre Beute, meistens Insekten, aber auch andere Spinnen, wird im Sprung blitzschnell überwältigt und durch einen Giftbiss getötet.

Fühlt sich die Spinne bedroht, richtet sie ihren Körper auf und spreizt ihre nadelspitzen Giftklauen. Ihr Biss ist zwar für Menschen ungefährlich, aber doch schmerzhaft wie ein Wespenstich.

Diese Spinne baut kein Fangnetz, obwohl sie Fäden produzieren kann. Diese Kräuselfäden werden zu einer Schutzhülle des Eigeleges, das bis zu hundert Eier enthalten kann, verwoben. Die Weibchen kümmern sich um ihren Nachwuchs. Sie bewachen den Eikokon mit den geschlüpften Jungspinnen.

Der BUND bittet darum, Funde hier bei der deutschen Arachnologischen Gesellschaft zu melden.

Buchtipp: Stumme Erde von Dave Goulson

Insekten mögen klein sein, aber sie
verrichten die großen Arbeiten auf unserer Erde.
Sie entsorgen Abfälle, bestäuben Pflanzen, ernähren unzählige Tierarten und bereichern die Welt mit ihrer vielgestaltigen Schönheit. Dennoch wird ihr Beitrag kaum wahrgenommen und Tag für Tag sterben hunderte Arten aus. Was bedeutet ihr Verschwinden für uns Menschen?

Wie kein anderer vermag der Biologe Dave Goulson vorwegzunehmen, was genau passieren wird, sollte das Insektensterben nicht gestoppt werden. Ein Leben ohne Himbeeren und Schokolade ist sicherlich vorstellbar, globale Hungersnöte wären jedoch die ernste Folge.

Stumme Erde ist ein Liebesbrief an die Welt der Insekten eine Elegie und ein mitreißendes Manifest für einen grüneren Planeten.

Hanser Verlag ISBN 978-3-446-27267-5

Tote Puppenräuber als Mahnung

Ausstellung zum Insektensterben

Eine wohl einmalige Käfersammlung besitzt das Staatliche Museum für Naturkunde Stuttgart: In vierzig Insektenkästen befinden sich sechstausend Käfer. Besucher der Ausstellung „Anthropozän – Zeitalter ? Zeitenwende? Zukunft?“, die diese Käfer aufmerksam betrachten, reiben sich schon nach kurzer Zeit die Augen: Alle Käfer sehen gleich aus und alle sind Puppenräuber. Sie gehören zu den Laufkäfern der Gattung Calosoma. Ihr Name geht auf ihre bevorzugte Nahrung Raupen und Puppen von forstschädlichen Schmetterlingen zurück. Puppenräuber vertilgen beachtliche Mengen dieser Schadinsekten. Sie haben einen großen Nutzen für die Forstwirtschaft.

Warum nun werden so viele Käfer derselben Art ausgestellt?
Kleine Notizzettel, die jedem Insektenkasten beigefügt sind, geben einen Hinweis. Auf ihnen steht, sorgfältig mit der Schreibmaschine getippt : “ Spanien – Costa brava – Playa de Aro Mas Nou Juni 1974 nach DDT-Besprühung der Korkeichenwälder durch Flugzeuge alle Tiere tot aufgesammelt“ . Die hier ausgestellten Käfer sind also Opfer einer Schädlingsbekämpfungsaktion, die eigentlich Schwammspinner und Eichenwickler treffen sollte.

In Wäldern kommt es immer wieder zu Massenvermehrungen von Schmetterlingen wie dem Schwammspinner oder dem Eichenwickler, deren gefräßige Raupen durch Blattfraß die Bäume schwächen und so den Holzertrag verringern. Um dies zu verhindern, wurden von den spanischen Forstbehörden Bekämpfungsmaßnahmen angeordnet. Großflächig wurde im Jahr 1974 mit dem Flugzeug das Insektengift DDT auf die befallenen Bäume gesprüht. Mit durchschlagendem, aber zugleich zweifelhaften Erfolg. Die gefräßigen Raupen wurden zwar getötet, aber gleichzeitig starben viele andere nicht schädliche Insektenarten wie der Puppenräuber. Tausende dieser nützlichen Käfer lagen tot auf dem Waldboden.
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Relikt der Urzeit im Brettener Wald

Ihre Vorfahren, die in der Kreidezeit zusammen mit den Dinosauriern lebten, sahen damals schon so aus wie heute: An dem verlängerten, schräg nach oben gerichteten Brustabschnitt, sitzt der sehr bewegliche Kopf. „Darauf ist der Name Kamelhalsfliege zurückzuführen“, erklärt Matthias Menzel vom BUND.

Die Saurier sind zwar längst ausgestorben, aber die Kamelhalsfliegen haben die Jahrmillionen fast unverändert als lebende Fossilien überdauert und sind auch in Bretten und Umgebung mit etwas Glück zu entdecken. Diese unverwechselbaren, bis 15 Millimeter großen Tiere gehören nicht zu den Fliegen, sondern bilden eine eigenständige Insektengruppe, die in Mitteleuropa mit etwa einem Dutzend Arten vertreten ist. Obwohl sie gut entwickelte Flügel besitzen können sie schlecht fliegen. Nur unbeholfen flatternd legen sie kurze Strecken zurück.

Die tagaktiven Kamelhalsfliegen ernähren sich räuberisch von kleinen Insekten, wie zum Beispiel Blattläuse und Borkenkäfer sowie deren Eier und Larven. Auch Artgenossen stehen auf ihrem Speiseplan. Sie selbst fallen ihren Fressfeinden wie Spechten, Spinnen oder anderen Räubern zum Opfer. Kamelhalsfliegen leben bevorzugt in Wäldern und Streuobstwiesen. Allerdings bekommt man sie selten zu sehen, weil sie sich meistens in den Kronen der Bäume und den Rissen der Baumrinde aufhalten. Nach der Paarung legen ihre Weibchen bis zu tausend Eier in Vertiefungen der Baumrinde ab.

Die ausschlüpfenden Larven sind sehr beweglich. Sie können sogar rückwärts laufen und sich mit einer Ausstülpung des Enddarms an glatter Baumrinde festhalten. Diese flinken Räuber stellen sogar den unter der Baumrinde lebenden Larven von Borkenkäfern nach.
Kamelhalsfliegen bevorzugen Lebensräume mit großer Artenvielfalt wie Eichenmischwälder oder Streuobstwiesen. Diese Lebensräume gilt es uneingeschränkt zu erhalten. So steht die Schwarzhals-Kamelhalsfliege auf der Roten Liste Deutschlands.

​ Die Deutsche Gesellschaft für allgemeine und angewandte Entomologie e.V. in Müncheberg , die jedes Jahr eine Insektenart, unter anderem wegen ihrer besonderer Wichtigkeit für das Ökosystem vorschlägt, hat die Schwarzhalsige Kamelhalsfliege ( Venistoraphidia nigricollis ) zum Insekt das Jahres 2022 gewählt.

Links : Warum wir der Schwarzhalsigen Kamelhalsfliege selten begegnen

Lebendes Fossil: Die Schwarzhalsige Kamelhalsfliege

Schutzmaßnahmen für Brettener Nachtschwärmer

Etwa zwei Drittel der in Deutschland vorkommenden Insekten sind nachtaktiv und viele davon sind gefährdet. Sie werden von Straßenlaternen und Gebäudestrahler mit einem hohen UV-Anteil wie bei Quecksilberdampflampen angezogen. Dadurch verlieren diese Tiere die Orientierung, umkreisen ständig die Lichtquelle und sterben schließlich an Erschöpfung. Kleine Insekten gelangen auch in undichte Lampengehäuse, wo sie verbrennen oder verhungern. Deshalb ersetzen immer mehr Gemeinden ihre alten Leuchtmittel durch moderne, insektenfreundliche LEDs. „Dies spart Energie und senkt die Kosten für die öffentliche Beleuchtung“, betont Matthias Menzel von der Brettener BUND-Ortsgruppe.

Neuanlage und Modernisierung der Straßenbeleuchtung dienen der nächtlichen Sicherheit der Bürger. Immer mehr Gemeinden handeln nach dem Grundsatz: „So viel Licht wie nötig, so wenig Licht wie möglich!“
Auch ist nach der Neuregelung des Naturschutzgesetzes die nächtliche Fassadenbeleuchtung öffentlicher Gebäude in der Zeit von März bis November untersagt.
Trotzdem nimmt die nächtliche Beleuchtung bundesweit jährlich um etwa sechs Prozent zu. Sie ist zur Bedrohung der Artenvielfalt geworden, weil künstliche Lichtquellen wie ein Staubsauger wirken und fliegende Insekten aus benachbarten Ökosystemen entziehen.
Um die Auswirkungen auf die Umwelt zu erforschen führt das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) jetzt groß angelegte Freilandexperimente an unterschiedlichen Ökosystemtypen durch. Auf die Ergebnisse darf man gespannt sein. Aber bereits jetzt schon setzen sich viele Gemeinden für eine umweltfreundliche Beleuchtung ein.
So auch die Stadt Bretten mit ihren über 5000 Straßenlaternen. „Seit Jahren stellt die Stadt Bretten die Beleuchtung von Straßen und Gebäuden auf stromsparende und insektenfreundliche Leuchtmittel um“, betont Thorsten Metzger von den Stadtwerken.

LINKS: „Licht aus!“ an öffentlichen Gebäuden; Insektensterben

Einwanderer aus den USA

Büffelzikaden in Brettener Gärten
Mit einer Körperlänge von höchstens zehn Millimetern und einer grasgrünen Färbung sind diese Insekten nur schwer zu entdecken. Dafür sind sie, näher betrachtet, unverwechselbar.
Der Halsschild ist zu einem schmalen, nach hinten gerichteten Fortsatz ausgezogen. Zwei seitliche, dunkel gefärbte Dornen erinnern an die Hörner von Büffeln. Deshalb erhielt dieses Tierchen den treffenden Namen Büffelzikade (Stictocephala bisonia).
Ihre Heimat ist Nordamerika, von wo dieses Insekt per Schiff vor etwa hundert Jahren nach Europa gelangte. In den letzten fünfzig Jahren hat es sich von Südbaden ausgehend bis nach Norddeutschland ausgebreitet.

Die Büffelzikaden leben in Wiesen und Hecken, aber auch in Weinbergen und Gärten. Sie ernähren sich von Pflanzensäften. Mit einem dünnen Rüssel stechen sie wie mit einer Hohlnadel Pflanzen an und saugen die nahrhafte Flüssigkeit auf. Als Futterpflanzen dienen den ausgewachsenen Zikaden Rosengewächse, Apfel- und Birnbäume und Weinreben. Die Larven saugen die Säfte von krautigen Pflanzen wie Kleearten oder Chrysanthemen. In Südeuropa treten die Büffelzikaden gelegentlich massenhaft auf und können dann Schäden an Reben und Obstbäumen verursachen.

Nach der Paarung legen die Weibchen gruppenweise jeweils bis zu einem Dutzend Eier in Rindenvertiefungen, bevorzugt von Rosensträuchern. Zwischen Mai und Juni des nächsten Jahres schlüpfen dann die Larven, die sich in der Krautschicht zu erwachsenen Tieren entwickeln. Diese kann man dann ab Juli bis Oktober antreffen

Pinselkäfer – Schmuckstücke der Gärten

Einer der prächtigsten Käfer, die in Brettener Gärten zuhause sind, ist der Pinselkäfer. Eigentlich können es gleich drei verschiedene Käferarten sein, die aber für Laien schwer zu unterscheiden sind. Ihre Flügeldecken sind hellgelb bis intensiv orange gefärbt mit schwarzen Flecken, deren Muster stark variieren kann. Außerdem besitzen die Käfer einen auffälligen Pelz aus gelben oder fast weißen wolligen Haaren. Fressfeinde können sie deshalb mit einer wehrhaften Hummel verwechseln. Die Pinselkäfer findet man meistens auf Blüten von Rosen und Disteln, wo sie sich von Blütenstaub ernähren. Ihre Larven, die wie Engerlinge aussehen, fressen vermoderndes Holz.

Deshalb kann man in Komposthaufen mit einem hohen Holzanteil wie klein gehäckselte Zweige und Äste immer wieder Engerlinge finden. Sie fressen aber keine lebenden Pflanzenwurzeln wie die Engerlinge des Maikäfers.
„Deshalb sollte man Engerlinge, die im Komposthaufen gefunden werden, am Leben lassen, zumal sie durch ihre Fresstätigkeit holzhaltige Substanzen schneller in Humus verwandeln“, betont Matthias Menzel vom BUND.
Die Larven benötigen zwei Jahre, bis sie sich zu einem fertigen Käfer entwickelt haben. Ab Mai verlassen sie den Komposthaufen. Dann fliegen die sonnen- und wärmeliebenden Käfer von Blüte zu Blüte blumenreicher Gärten.
Pinselkäfer sind von Spanien bis zum Nordkap verbreitet. Sie bevorzugen Wälder mit hohem Totholzanteil mit blütenreichen Wiesen in der Nachbarschaft sowie Hausgärten mit Obstbäumen.
Wer ihre Lebensbedingungen verbessern will, der sollte abgestorbene Bäume möglichst lange stehen lassen und blütenreiche Sträucher und krautige Pflanzen anbauen.
Funde von Pinselkäfern (möglichst mit Belegfoto) bitte an den BUND Bretten melden.

Sprunggewaltiger Laternenträger

„Aliens-Zikade“ in Bretten zu Hause

Science-Fiction-Freunde hätten ihre Freude an ihr. Wie Aliens von einer weit entfernten Galaxie sehen sie aus. Ihr Kopf ist zwischen den Augen zu einem spitz zulaufenden Fortsatz ausgezogen. Dadurch ist der Europäische Laternenträger Dictyophara europaea, ein zu den Zikaden zählendes Insekt, unverwechselbar.
Der Name „Laternenträger“ geht auf eine verwandte Art zurück, die in Südamerika lebt und deren Kopffortsatz angeblich hell leuchten könne, wie Forschungsreisende schon vor Jahrhunderten berichteten. Den harmlosen Insekten wird man allerdings nur selten begegnen, weil sie bei einer Körpergröße von gut einem Zentimeter und ihrer grünen Tarnfarbe nur schwer zu entdecken sind. Dazu trägt auch ihr Fluchtvermögen bei. Sie können blitzschnell einen Meter hoch und genau so weit springen.
Auf der Brettener Gemarkung hat sich inzwischen, auf einem vom BUND ursprünglich für Wildbienen angelegten Biotop, auch der Laternenträger angesiedelt, weil er hier die für ihn lebensnotwendigen Voraussetzungen findet: Viele verschiedene Futterpflanzen, Flächen mit unbedecktem Boden und ausreichend Wärme durch besonnte Bereiche. Hier kann sich der Europäische Laternenträger erfolgreich mit einer Generation im Jahr fortpflanzen. Die Weibchen legen ihre Eier am Boden ab und hüllen diese mit Erdkrümeln ein. Nach der Überwinterung schlüpfen die Larven im Frühjahr aus den Eiern. Die ausgewachsenen Laternenträger findet man dann von Ende Juni bis bis Oktober. Diese Zikade ist hauptsächlich im Mittelmeergebiet und in ganz Deutschland verbreitet. Nach der Roten Liste ist sie als gefährdet eingestuft.

Streuobstwiesen sind jetzt „Immaterielles Kulturerbe“

Der BUND in Baden-Württemberg hat den vom Verein Hochstamm-Deutschland eingereichten Antrag auf Anerkennung des Streuobstanbaus als Immaterielles Kulturerbe durch die UNESCO, erfolgreich unterstützt: Die Kultusminister der Länder haben jetzt bei der Kultusministerkonferenz beschlossen, den Streuobstanbau in das „Bundesweite Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe“ aufzunehmen.
Damit wird auch die besondere Verantwortung, die das Land Baden-Württemberg für die Erhaltung dieser wertvollen Kulturlandschaft trägt, unterstrichen. Hier im Südwesten der Bundesrepublik gibt es noch die größten zusammenhängenden Streuobstwiesen Europas. Deren Biodiversität ist enorm : Bis zu 5000 verschiedene Pflanzen- und Tierarten bilden hier eine charakteristische Lebensgemeinschaft. Rund 3000 Sorten von Apfel-, Birnen-, Zwetschgen-, Kirschen- und Walnussbäumen bieten eine breite kulinarische Auswahl.

Blühende Obstbäume bieten zusammen mit einer Fülle verschiedener Wiesenblumen zahlreichen Insektenarten wie Wildbienen und Schmetterlingen ein breit gefächertes Angebot von Blütenstaub und Nektar. Jede Wiesenpflanze sichert die Existenz von etwa einem Dutzend Insektenarten. Das Totholz abgestorbener Bäume sichert die Entwicklung der Holzbiene und vieler Käferarten. Die Nahrungsbeziehungen im Lebensraum Streuobstwiese sind in vielfacher Weise miteinander verknüpft. Streuobstwiesen sind der Garant für das Überleben vieler Tierarten.

Auf den intensiv genutzten Ackerflächen mit großflächigen Monokulturen von Mais, Raps oder Getreide und dem Einsatz giftiger Pestizide gibt es keine Artenvielfalt mehr. Deshalb ist es wichtig, alle Streuobstwiesen ausnahmslos zu erhalten. Denn mit jeder aussterbenden Tierart verliert der Naturhaushalt an Stabilität und der Insektenbestand hat in den letzten Jahren dramatisch abgenommen, wie die kürzlich veröffentlichte Krefelder Studie belegte.
Um auf die Notwendigkeit, die Streuobstwiesen zu erhalten, aufmerksam zu machen, wird der 30. April 2021 vom Verein Hochstamm-Deutschland zum europaweiten Tag der Streuobstwiesen ausgerufen.

LINKS:
Krefelder Studie: More than 75 percent decline over 27 years in total flying insect biomass in protected areas

Naturschutzverbände im Land unterstützen Anerkennung von Streuobst als immaterielles Kulturerbe der UNESCO

Video des Vereins Hochstamm Deutschland e.V. zum immateriellen Kulturerbe Streuobstwiese

Streuobstinitiative im Stadt- und Landkreis Karlsruhe e.V.

Grüne Reiswanze jetzt auch in Brettener Gärten

Larve der grünen Reiswanze

Sie hat in den letzten Jahren einen weiten Weg zurückgelegt. Von Ostafrika hat sich die Grüne Reiswanze, Nezara viridula, wie sie von Wissenschaftlern genannt wird, über die Länder am Mittelmeer ausgebreitet und jetzt auch die Felder und Gärten von Bretten und seinem Umland erobert.
Sie erreicht eine Körperlänge von eineinhalb Zentimetern und ist meistens grün gefärbt. Aber es gibt auch rot oder orange gefärbte Exemplare. Von der ähnlichen Grünen Stinkwanze ist sie durch drei weiße Punkte auf ihrem Halsschild und zwei am Rand gelegene schwarze Punkte leicht zu unterscheiden.
Nach der Paarung im Mai legen die Weibchen ihre Eier an der Unterseite von Blättern ab. Das Eigelege besteht aus über hundert gelb, später orangefarbenen Eiern. Die ausschlüpfenden Larven entwickeln sich über fünf sehr unterschiedliche Stadien zur ausgewachsenen Wanze. Diese leben gesellig und halten sich meistens gruppenweise an Pflanzen auf.
„Da die Larven kleinen, rundlichen Käfern ähneln, werden diese auch fälschlicherweise als „schwarze Marienkäfer“ bezeichnet“, weiß Matthias Menzel vom BUND.

Die Grüne Reiswanze ist bei der Auswahl ihrer Futterpflanzen nicht wählerisch. Sie befällt verschiedene Gemüsepflanzen und Obstkulturen. Mit ihrem für Wanzen typischen Saugrüssel sticht sie Blätter und Früchte an und saugt Pflanzensaft, von dem sie sich ernährt. Dadurch entstehen Flecken auf den Pflanzen und missgebildete Früchte. Ein von der Wanze abgesondertes Sekret macht die Früchte ungenießbar.
Außerdem können durch den Einstich die Erreger von Pflanzenkrankheiten übertragen werden.
Unter den Wanzen zählt Nezara viridula zu den weltweit wichtigsten Schädlingen der Tropen und Subtropen. Aber durch den globalen Handel und den Klimawandel hat sie sich inzwischen bei uns ausgebreitet. Dank der milden Winter und der hohen Sommertemperaturen kann sie sich bei uns erfolgreich fortpflanzen.

Winzlinge auf dem Eis

Eingemummt in den dicken Wintermantel, die Mütze weit über die Ohren gezogen und gefütterte Stiefel an den Beinen, nur so trauen sich Spaziergänger an frostigen Wintertagen ins Freie. Unvorstellbar, dass es auch bei uns im Kraichgau gleich mehrere Arten winziger Tiere gibt, die unbekleidet und mit nackten Beinen auf dem eiskalten Schnee herumlaufen und sich dabei sichtlich wohl fühlen. Die meisten sind langgestreckt und dunkel, einige aber kugelförmig und rotbraun gefärbt wie der Bunte Kugelspringer.

Es sind urtümliche Insekten, die zu den Springschwänzen zählen. Ihren Namen haben diese Winzlinge von ihrer auf der Bauchseite liegenden Sprunggabel, mit der sie mehrere Zentimeter weit springen können. Ihre Verwandten, die in den eisigen Höhenlagen der Hochgebirge auf Gletschern leben, werden auch als Gletscherflöhe bezeichnet. Mehrere Grade unter dem Gefrierpunkt können diesen Tierchen nichts anhaben, weil ihr Blut ein Frostschutzmittel enthält, das sie vor dem Tod durch Erfrieren schützt.

„Man muss beim Absuchen von Schneeflächen schon genau hinschauen, wenn man diese Winzlinge entdecken will, weil manche von ihnen kleiner als ein Millimeter sind“ , weiß Matthias Menzel vom BUND. Oft werden sie für kleine dunkle Rußteilchen gehalten und nicht beachtet. Auf dem Schnee besteht ihre Nahrung aus Pilzsporen,winzigen Algen oder angewehten Pollenkörnern von Frühblühern. Springschwänze sind erstaunlich zählebig. Manche könnten mehrere Jahre in der Gefriertruhe überleben. In der schnee- und eisfreien Jahreszeit besiedeln diese Tierchen oberste Bodenschicht, wo sie zur Humusbildung beitragen.

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