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BUND Bretten beim Umweltkongress

Kürzlich fand in Kornwestheim der 2. Biodiversitätskongress zum Thema „Wildtiere, Willen, Weitsicht – wie viel Lebensraum ist uns das Naturerbe wert? Ehrenamtliche im Einsatz für biologische Vielfalt“, statt.
Die Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg hatte dazu nach Kornwestheim eingeladen.

Neben verschiedenen Vorträgen zu Artenschutzprogrammen hielt der Schmetterlingsexperte des Karlsruher Naturkundemuseums, Dr. Robert Trusch einen sehr informativen Vortrag zum Rückgang der Schmetterlinge.
Das Verschwinden von Schmetterlingsarten hat sich stark beschleunigt. Von Jahr zu Jahr verschwinden immer mehr dieser Insekten, wie eine Studie über einen Zeitraum der letzten 200 Jahre belegt. Allein in diesem Jahrzehnt sind 26 Arten verschwunden!

Der Einsatz von systemisch wirksamen Insektiziden hat zugenommen. Auf unsere Äcker gelangen inzwischen jedes Jahr Tausende Tonnen dieser Gifte. Diese Neonicotinoide haben auch auf Honig- und Wildbienen verheerende Auswirkungen:
So genügen bereits nicht tödliche Mengen von weniger als einem Milliardstel Gramm, um Gedächtnis und Lernvermögen der Honigbienen zu beeinflussen. Orientierung, Brutpflege und Futtersuche unserer nützlichen Blütenbestäuber werden beeinträchtigt. Vor allem nimmt die Anfälligkeit gegenüber Viruserkrankungen zu. Diese Pestizide, die bis zu 7000-mal giftiger sind als das früher eingesetzte DDT, reichern sich im Boden an.
Die systemischen Pestizide sind weltweit verantwortlich für die drastische Abnahme der Insekten, das Bienen-Sterben und die abnehmende Artenvielfalt. Die Kongressteilnehmer forderten deshalb ein sofortiges und ausnahmsloses Verbot dieser „Pflanzenschutzmittel“ .

Nachmittags besuchten die Kongressteilnehmer vom BUND Bretten mehrere Fortbildungs-veranstaltungen zur Unterstützung ihrer praktischen Naturschutzarbeit. „Unsere jahrlange Forderung, dass Fische in Amphibienteichen nichts zu suchen haben, wurde dabei bestätigt. Sie müssen durch Abfischen oder Ablassen der Teiche entfernt werden“ , betont Gertraud Steinbach vom BUND.
Auch zum Schutz der Wildbienen gab es wichtige Informationen. So hat die Ausbreitung der Efeu-Seidenbiene dazu geführt, dass ihre Nester immer öfter auch in Sandkästen von Spielplätzen und Kindergärten angelegt werden. „Es war beruhigend zu hören, dass nach den bisherigen Erfahrungen ein friedliches Nebeneinander von spielenden Kindern und diesen Wildbienen möglich ist“, berichtet Gerhard Dittes, der Vorsitzende vom BUND Bretten.

Immer weniger Insekten in der Feldflur

In einer Aufzählung der Schmetterlinge des Großherzogtums Baden aus dem Jahre 1898 des Naturwissenschaftlichen Vereins Karlsruhe heißt es, dass der Segelfalter „durch das Gebiet verbreitet und an der Bergstraße sogar häufig anzutreffen ist“. In Bretten wurde er zuletzt vor dem Zweiten Weltkrieg in der Nähe des Freibades beobachtet.
So wie diesem eindrucksvollen Schmetterling ist es inzwischen vielen Insekten ergangen: Erst werden sie immer seltener, dann verschwinden sie ganz aus unserer Region. Ältere Autofahrer erinnern sich noch gut daran, dass noch vor wenigen Jahren die Windschutzscheibe ihres Autos bereits nach wenigen Kilometern Fahrt von aufgeprallten Insekten gesäubert werden musste. Heute hauchen nur noch wenige dieser Tiere ihr Leben an der Windschutzscheibe oder am Kühlergrill aus.

Gleich mehrere Ursachen sind für den Rückgang unserer Insektenfauna verantwortlich: weiter lesen

Der Nagelfleck – ein Juwel im Brettener Stadtwald

Oberseite eines Nagelflecks (Männchen)


Im Zickzack fliegen sie jetzt rasch über den Boden der Buchenwälder rund um Bretten:
Die Männchen des Nagelflecks (Aglia tau) sind auf der Suche nach Weibchen. Dieser Schmetterling aus der Familie der Pfauenspinner erscheint, wenn die Buchen ihre Blätter austreiben. Die Weibchen dagegen sitzen regungslos am Fuß von Buchenstämmen und verströmen Duftstoffe, um die Männchen anzulocken. Diese besitzen kammartig gefächerte Fühler, mit denen sie die Weibchen aus großer Entfernung riechen können.

Nach der Paarung legen die Weibchen zahlreiche braune Eier hauptsächlich an Buchen ab. Die schlüpfenden Raupen tragen auffällige, gegabelte Fortsätze, die sich im Laufe der Entwicklung zurückbilden. Junge Raupen leben zunächst gesellig, später als Einzelgänger. Die Raupen ernähren sich hauptsächlich von den Blättern der Rotbuche. Aber das Laub von Eichen, Linden und Weiden kann ihnen auch als Futter dienen. Mit ihrer grünen Tarnfarbe sind die Raupen an den Blättern von ihren Fressfeinden wie, Vögeln, nur schwer zu erkennen. Die etwa fünf Zentimeter langen ausgewachsenen Raupen des fertigen Schmetterlings seilen sich im August von den Bäumen ab. In der Laubschicht des Bodens spinnen sie einen lockeren Kokon und verpuppen sich. So überdauern sie den Winter. Im nächsten Frühjahr schlüpfen dann die Falter. Ihre Lebenserwartung beträgt nur wenige Tage. Da sie keine Mundwerkzeuge besitzen, können sie keine Nahrung zu sich nehmen.

Der Nagelfleck ist leicht zu erkennen und unverwechselbar“ weiß Hans-Georg Leonhardt vom BUND Bretten. Der Falter mit einer Flügelspannweite von etwa acht Zentimetern hat auf jedem Flügel einen großen, dunklen Fleck mit einer hellen, T-förmigen Zeichnung, die wie ein Nagel aussieht. Daher der Name „Nagelfleck“.

Der Nagelfleck ist in den Laubwäldern Mitteleuropas weit verbreitet. Sein Bestand ist in Baden-Württemberg nicht gefährdet. Dazu trägt auch der hohe Anteil an Laubholz in den Brettener Wäldern bei. „Im Brettener Gemeindewald haben wir einen zusammenhängenden, 300 Hektar umfassenden Bestand von Rotbuchen als Flora-Fauna-Habitat-Gebiet“, betont Ewald Kugler von der städtischen Forstverwaltung. Damit ist der Bestand des Nagelflecks gesichert.

Gesucht : Der Große Fuchs

Großer Fuchs (Nymphalis polychloros)

Als Naturfotograf habe ich ein besonderes Augenmerk auf Schmetterlinge. Aber den Großen Fuchs habe ich seit vielen Jahren in Brettener Umland nicht mehr gesehen,“ weiß Hans-Georg Leonhardt vom BUND Bretten. Dabei war dieser Tagfalter aus der Familie der Edelfalter früher in Europa weit verbreitet. Inzwischen ist er Deutschland insgesamt seltener geworden und in Großbritannien sucht man ihn vergeblich. Dabei ist die Verwechslungsgefahr mit dem noch häufigeren Kleinen Fuchs gering. Der Große Fuchs hat nur am Rand seiner Hinterflügel blaue, halbmondförmige Flecken. Bevorzugte Lebensräume sind die Ränder lichter Wälder, Trockenrasen und Streuobstwiesen.
Es war ein großer Glücksfall, dass ich kürzlich auf dem Stamm eines alten Apfelbaumes einen Großen Fuchs entdecken und fotografieren konnte. Der Falter hat sich beim Sonnenbaden nicht stören lassen“, berichtet Mattias Menzel vom BUND.

Die Weibchen legen ihre Eier bevorzugt an Weiden, Pappeln und Ulmen, von deren Blätter sich die Raupen dann ernähren. Nach der Verpuppung der Raupen schlüpft die nächste Generation im Juli. Die Falter ernähren sich hauptsächlich von austretenden Baumsäften.
Hauptursachen für den Rückgang dieser Falterpopulation sind die intensive Landwirtschaft und der Verlust von geeigneten Lebensräumen durch die fortschreitende Flächenversiegelung.
Sollten Sie, lieber Leser, einen Großen Fuchs entdecken, dann teilen Sie ihre Fundmeldung bitte dem BUND Bretten hier mit.

Gemeinsame Resolution der Naturschutz- und Umweltschutzverbände in und um Karlsruhe

namentlich
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND), Regionalverband Mittlerer Oberrhein
Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg e.V. (LNV), Arbeitskreis Karlsruhe, insbesondere die im Arbeitskreis
   mitwirkenden Verbände
– NaturFreunde Landesverband Baden e.V., Bezirk Mittelbaden
– Arbeitsgemeinschaft Oberrheinische Waldfreunde e.V.
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU), Kreisverband Karlsruhe

Bei Honig- und Wildbienen, Schmetterlingen und vielen anderen Insekten ist schon seit einiger Zeit ein dramatischer Rückgang an Arten- und Individuenzahlen zu beobachten. Der NABU und der Entomologische Verein Krefeld haben in Nordrhein-Westfalen in den letzten 10 – 15 Jahren einen Rückgang von bis zu 80 % festgestellt!* Während vor Jahren im Sommerhalbjahr nach jeder längeren Autofahrt bei trockenem Wetter die Windschutzscheibe voller verendeter Insekten war, sind heute kaum noch Insektenopfer an den Scheiben zu beobachten.

Aber nicht nur die Insekten nehmen ab: Bei der „Stunde der Wintervögel 2017“ wurde bundesweit, über alle Vogelarten gemittelt, ein Schwund von ca. 15 % ermittelt, bei einigen, gerade häufigen Arten wie Blau- und Kohlmeise auch mehr als 30 %, regional mehr als 50 %. Viele können diesen Trend durch Beobachtungen am Futterhaus im eigenen Garten bestätigen.
Insekten- und Vogelschwund hängen miteinander zusammen; sehr viele Vogelarten ernähren sich – direkt oder indirekt – von Insekten. Das heißt: keine Insekten  keine Vögel!
Zwei Hauptursachen sind für das Insektensterben auszumachen:

1. Der Pestizideinsatz in der Intensiv-Landwirtschaft; Insektizide führen direkt, Herbizide („Unkrautvernichter“) indirekt (Verlust an Nahrungspflanzen) zum Insektenschwund.
2. Der Mangel an blühenden Pflanzen in der Natur; zu beklagen ist auch außerhalb von Ackerflächen ein „extremer Mangel an geeigneten blühenden Wildkräutern, die Landschaft wird zunehmend von Gräsern dominiert“.** Auch in Privatgärten finden sich immer weniger Pollen und Nektar spendende Blühpflanzen.

Wir fordern deshalb bzw. rufen dazu auf: weiter lesen

Schmetterlinge im Dezember!

Admiral

Einen außergewöhnlichen Fund machte ein Mitarbeiter des BUND kürzlich im Brettener Lehrwald. Bei frühlingshaften Temperaturen und strahlendem Sonnenschein, flatterte ein Admiral (Vanessa atalanta) über einen Waldweg. Dieser Schmetterling, er kann eine Flügelspannweite von bis zu sechs Zentimeter erreichen, gehört zu den Wanderfaltern. Diese fliegen bis nach Südskandinavien und im Herbst wieder zurück nach Süddeutschland wo sie überwintern. „Diese Tagfalter können bei uns milde Winter überstehen. Deshalb kann man sie manchmal an sonnigen Wintertagen und im zeitigen Frühjahr bei uns antreffen“, erklärt Gerhard Dittes vom BUND Bretten.

Streuobstwiesen – Perlen der Landschaft

BUND Bretten besuchte Ausstellung im Landratsamt Karlsruhe
Streuobstwiesen sind Lebensräume mit einer großen Artenvielfalt. Dies zeigten Infotafeln der Umweltakademie Baden-Württemberg in der Eingangshalle des Landratsamtes Karlsruhe. Obstgärten sind auch eine Arche Noah der Kulturlandschaft, ein Früchteparadies und Heimat alter Obstsorten. In kleinen Körbchen waren viele Apfelsorten dekorativ ausgelegt: „Danziger Kantapfel“, „Champagner Renette“ und „Jakob Lebel“, um nur einige zu nennen.

Streuobstwiesen dauerhaft zu erhalten ist aber nur möglich, wenn sich ihre Nutzung finanziell lohnt. Deshalb bezahlt die Streuobstinitiative des Landkreises Karlsruhe für angeliefertes Obst gute Preise. Seit Jahren vermarktet diese Initiative erfolgreich mehrere Produkte, wie zum Beispiel Apfel- und Birnensaft von Streuobstwiesen.

Dass Streuobstwiesen ein „Hotspot“ der Biodiversität sind, zeigte Gerhard Dittes vom BUND Bretten mit großformatigen Fotos. Seine Bilder gaben Einblicke in den großen Artenreichtum einer Streuobstwiese: Blühende Bäume, Wiesenblumen, Wildbienen, Schmetterlinge und Käfer.

Eine Obstpresse und ein altes Handwägelchen, beladen mit einem Sack Äpfel, führten die Besucher der Ausstellung zurück in vergangene Zeiten.

(LINK : http://streuobstinitiative.de

Steckbrief: Kleines Nachtpfauenauge (Saturnia pavonia)

Von der Insektengruppe entdeckt: Kleines Nachtpfauenauge (Saturnia pavonia)
Dieser Schmetterling kann eine Flügelspannweite von acht Zentimeter erreichen. Auf jedem Flügel befindet sich ein dunkler Augenfleck (Name). Die Männchen haben orangefarbene Hinterflügel und große kammförmige Fühler. Wegen fehlender Mundwerkzeuge können diese Falter keine Nahrung zu sich nehmen. Deshalb leben sie nur etwa eine Woche, in der sie sich paaren und das Weibchen Eier legt. Abhängig von der Witterung kann man diese Insekten – zwischen April und Mai – gelegentlich auch auf der Brettener Gemarkung antreffen.

Das Kleine Nachtpfauenauge war Schmetterling des Jahres 2012

Schmetterlinge schützen und zählen

Falter zählenIn Deutschland gibt es knapp 200 Tagfalterarten. Aus den Schmetterlingseiern schlüpfen die gefräßigen Raupen, welche oft auf ganz bestimmte Futterpflanzen angewiesen sind. Nach mehreren Häutungen verwandeln sich die Raupen zu Puppen. Nach der Puppenruhe schlüpfen die Falter.

Viele unserer Schmetterlinge sind vom Aussterben bedroht. Jeden Tag schrumpfen ihre Lebensräume durch Flächenversiegelung. Ihre Futterpflanzen fallen Unkrautvernichtungsmitteln zu Opfer. Raupen und Falter werden durch Insektizide vergiftet.

Wie viele der bekanntesten Tagfalterarten gibt es noch bei uns?
Beteiligen Sie sich an der Falterzählung des BUND. Teilen Sie uns ihre Schmetterlingsfunde im Hausgarten, Wiesen, Wälder und auf Spaziergängen mit. Gezählt werden kann jedes Jahr von 1. April bis 31. Oktober.


Unter diesem Link finden Sie weitere Informationen und Abbildungen von Faltern.
Hier finden Sie unser Online-Formular, mit dem Sie uns bitte Ihre Beobachtungen mitteilen, danke!

Steckbrief: Rotes Ordensband – Schmetterling der Jahres 2015

Rotes Ordensband
Rotes Ordensband
Unter den grau-braunen Vorderflügel liegen versteckt die schwarz-rot gebänderten Hinterflügel. Bei Gefahr werden die Vorderflügel blitzschnell nach vorne geschlagen und mit den roten Hinterflügel Feinde abgeschreckt. Diese nachtaktiven Schmetterlinge leben in Parkanlagen sowie in Au- und Bruchwäldern. Ihre Flugzeit erstreckt sich von Juli bis Oktober. Auch in der Brettener Innenstadt kann dieses stattliche Insekt gelegentlich angetroffen werden.

Zum Flyer Schmetterling des Jahres 2015

Unser Rüdtwald-Video