Willkommen bei der BUND-Ortsgruppe Bretten!

  

Umweltverbände fordern neue Verkehrsplanung

Ein Stopp des Straßenneubaus und eine Neuausrichtung der Infrastruktur- und Mobilitätsplanung sind überfällig!
Angesichts der Klima- und Biodiversitätskrise und der Tatsache dass neue Straßen zu noch mehr Verkehr beitragen, fordern Umweltverbände eine Überprüfung des Bedarfsplan für den Bundesfernstraßenbau.
Der Bundesverkehrswegeplan und der Fernstraßenbedarfsplan sind mit dem Beschluss des Bundes-verfassungsgerichts vom 24. März 2021 unvereinbar.

Außerdem widersprechen diese Pläne den inzwischen geltenden Umweltzielen und dem EU-Naturschutzrecht. Bereits in Auftrag gegebene neue Verkehrsprognosen dürfen nicht, wie in der Vergangenheit, eine Fortschreibung des (Wachstums-)Trends der Vergangenheit sein, sondern müssen aktuelle Klima- und Naturschutzziele berücksichtigen. Dies hat auch für Ortsumgehungsplanungen wie die geplante Südwestumfahrung von Bretten zu gelten.

Link (pdf-Datei): Forderungen der Umweltverbände für einen Neustart der Verkehrsplanung des Bundes

Relikt der Urzeit im Brettener Wald

Ihre Vorfahren, die in der Kreidezeit zusammen mit den Dinosauriern lebten, sahen damals schon so aus wie heute: An dem verlängerten, schräg nach oben gerichteten Brustabschnitt, sitzt der sehr bewegliche Kopf. „Darauf ist der Name Kamelhalsfliege zurückzuführen“, erklärt Matthias Menzel vom BUND.

Die Saurier sind zwar längst ausgestorben, aber die Kamelhalsfliegen haben die Jahrmillionen fast unverändert als lebende Fossilien überdauert und sind auch in Bretten und Umgebung mit etwas Glück zu entdecken. Diese unverwechselbaren, bis 15 Millimeter großen Tiere gehören nicht zu den Fliegen, sondern bilden eine eigenständige Insektengruppe, die in Mitteleuropa mit etwa einem Dutzend Arten vertreten ist. Obwohl sie gut entwickelte Flügel besitzen können sie schlecht fliegen. Nur unbeholfen flatternd legen sie kurze Strecken zurück.

Die tagaktiven Kamelhalsfliegen ernähren sich räuberisch von kleinen Insekten, wie zum Beispiel Blattläuse und Borkenkäfer sowie deren Eier und Larven. Auch Artgenossen stehen auf ihrem Speiseplan. Sie selbst fallen ihren Fressfeinden wie Spechten, Spinnen oder anderen Räubern zum Opfer. Kamelhalsfliegen leben bevorzugt in Wäldern und Streuobstwiesen. Allerdings bekommt man sie selten zu sehen, weil sie sich meistens in den Kronen der Bäume und den Rissen der Baumrinde aufhalten. Nach der Paarung legen ihre Weibchen bis zu tausend Eier in Vertiefungen der Baumrinde ab.

Die ausschlüpfenden Larven sind sehr beweglich. Sie können sogar rückwärts laufen und sich mit einer Ausstülpung des Enddarms an glatter Baumrinde festhalten. Diese flinken Räuber stellen sogar den unter der Baumrinde lebenden Larven von Borkenkäfern nach.
Kamelhalsfliegen bevorzugen Lebensräume mit großer Artenvielfalt wie Eichenmischwälder oder Streuobstwiesen. Diese Lebensräume gilt es uneingeschränkt zu erhalten. So steht die Schwarzhals-Kamelhalsfliege auf der Roten Liste Deutschlands.

​ Die Deutsche Gesellschaft für allgemeine und angewandte Entomologie e.V. in Müncheberg , die jedes Jahr eine Insektenart, unter anderem wegen ihrer besonderer Wichtigkeit für das Ökosystem vorschlägt, hat die Schwarzhalsige Kamelhalsfliege ( Venistoraphidia nigricollis ) zum Insekt das Jahres 2022 gewählt.

Links : Warum wir der Schwarzhalsigen Kamelhalsfliege selten begegnen

Lebendes Fossil: Die Schwarzhalsige Kamelhalsfliege

Wechselkröte ist Lurch des Jahres 2022

In Bretten nur selten zu Gast

Auf der Brettener Gemarkung ist dieser Lurch mit der warzigen Haut, die mit weißen, grünen und rötlichen Flecken überzogen ist, nur noch selten anzutreffen. Es handelt sich um die Wechselkröte (Bufo viridis), die eine Körpergröße von nur etwa sieben Zentimeter erreichen kann. Ihren Namen
verdankt sie der Fähigkeit, ihre Hautfarbe der Umgebung anzupassen. Gut getarnt ist sie nicht leicht zu entdecken. Aufgeschreckt bewegt sie sich hüpfend fort, was für Frösche, aber nicht für Kröten typisch ist.
„Sie können bei der Suche nach neuen Laichgewässern Entfernungen von mehreren Kilometern zurücklegen“, weiß Gertraud Steinbach vom BUND Bretten. Zur Fortpflanzung bevorzugen die Wechselkröten kleine Tümpel, aber auch Flachwasserzonen größerer Gewässer.

In der Zeit von April bis Juni legen die Weibchen bis zu 10 000 Eier in bis zu vier Meter langen Laichschnüren ab. Aus den Eiern schlüpfen Kaulquappen, die sich von Algen ernähren.
Die jungen Kröten verlassen das Laichgewässer und suchen ihre oft weit entfernten Landlebens-räume wie vegetationsarme Flächen oder trockene Standorte auf.

Der Bestand der Wechselkröten ist gefährdet, weil ihre Laichgewässer vernichtet und ihre Lebensräume durch Straßen zerschnitten wurden. „Das letzte dauerhafte Vorkommen dieser Lurchart lag – vor sechzig Jahren – auf einem Ziegeleigelände, dort, wo sich heute das Brettener Sportzentrum im Grüner befindet“, erinnert sich Gerhard Dittes vom BUND.

Die Wechselkröte zählt europaweit zu den besonders geschützten Arten. In Bayern ist sie vom Aussterben bedroht. Wegen ihrer Seltenheit und Gefährdung durch Lebensraumverluste, wurde die Wechselkröte von der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde zum Lurch des Jahres 2022 gewählt.

Links:

BUND: Wechselkröte Steckbrief

LUBW: Artensteckbrief

Der Lössboden – Boden des Jahres 2021

Internationaler Tag des Bodens am 5. Dezember

Während der letzten Eiszeit wirbelte der Westwind Staub aus den Schotterfeldern der Oberrheinischen Tiefebene auf und transportierte ihn in den Kraichgau. Dort setzte sich das feinkörnige Material – der Löss – ab und und bildete bis zu mehrere Meter dicke Schichten.
Als mit dem Ende der Eiszeit die Temperaturen anstiegen und die Niederschläge zunahmen, setzte die Bodenbildung ein. Diese dauerte Jahrtausende. Das Ergebnis ist die sogenannte Parabraunerde, die im Kraichgau weit verbreitet ist und auch Lössboden genannt wird. Diese Erde ist besonders fruchtbar durch ihren hohen Anteil an Tonmineralien und liefert hohe Erträge.
Doch der Lössboden ist da gefährdet, wo er nicht bedeckt und durch Pflanzenwurzeln festgehalten ist. Wenn dann Regentropfen bei starken Niederschlägen auf den nackten Boden aufprallen wird dieser aufgerissen und hangabwärts geschwemmt. Über die braun gefärbten Bäche und Flüsse gelangt der fruchtbare Boden ins Meer. Mit jedem heftigen Regen verliert der Kraichgau vor allem auf Mais- und Rübenfeldern unzählige Tonnen seiner wertvollen Ackerkrume.

Diese Bodenerosion hat unter anderem zur Entstehung von Hohlwegen geführt. Die schmalen Räder der Fuhrwerke haben Fahrspuren in den Boden gedrückt, in denen durch das abfließende Wasser der Weg immer tiefer gelegt wurde. Im Laufe der Jahrhunderte entstanden so bis zu mehrere Meter tiefe, für den Kraichgau typische Hohlwege.

Aktuell sind unsere Ackerböden durch Versiegelung bedroht. Täglich verschwinden Getreide- und Kartoffelfelder unter Beton und Asphalt, weil sie Neubaugebieten, Gewerbeflächen und Straßen zum Opfer fallen. Für die Produktion von Nahrungs- und Futtermitteln sind diese Flächen für immer verloren.

Geht es nach dem Willen der Kommunen, wird dieses „Bodensterben“ weiter fortgesetzt. „Allein auf der Gemarkung Bretten soll rund ein Quadratkilometer fruchtbarer Lössboden unter Siedlungs-erweiterungsflächen verschwinden. So sieht es die Fortschreibung des Regionalplans Mittlerer Oberrhein für die kommenden Jahre vor“, mahnt Hartmut Weinrebe, Geschäftsführer für den Regionalverband Mittlerer Oberrhein des BUND.

Um die Wahrnehmung des Bodens in der Öffentlichkeit zu stärken, hat die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) den Lössboden zum Boden des Jahres 2021 gewählt.

BUND.net: Lössboden – Boden des Jahres 2021

Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Lössboden – Boden des Jahres 2021

BUND: Flächenfraß zerstört Vielfalt von Lebensräumen

Schutzmaßnahmen für Brettener Nachtschwärmer

Etwa zwei Drittel der in Deutschland vorkommenden Insekten sind nachtaktiv und viele davon sind gefährdet. Sie werden von Straßenlaternen und Gebäudestrahler mit einem hohen UV-Anteil wie bei Quecksilberdampflampen angezogen. Dadurch verlieren diese Tiere die Orientierung, umkreisen ständig die Lichtquelle und sterben schließlich an Erschöpfung. Kleine Insekten gelangen auch in undichte Lampengehäuse, wo sie verbrennen oder verhungern. Deshalb ersetzen immer mehr Gemeinden ihre alten Leuchtmittel durch moderne, insektenfreundliche LEDs. „Dies spart Energie und senkt die Kosten für die öffentliche Beleuchtung“, betont Matthias Menzel von der Brettener BUND-Ortsgruppe.

Neuanlage und Modernisierung der Straßenbeleuchtung dienen der nächtlichen Sicherheit der Bürger. Immer mehr Gemeinden handeln nach dem Grundsatz: „So viel Licht wie nötig, so wenig Licht wie möglich!“
Auch ist nach der Neuregelung des Naturschutzgesetzes die nächtliche Fassadenbeleuchtung öffentlicher Gebäude in der Zeit von März bis November untersagt.
Trotzdem nimmt die nächtliche Beleuchtung bundesweit jährlich um etwa sechs Prozent zu. Sie ist zur Bedrohung der Artenvielfalt geworden, weil künstliche Lichtquellen wie ein Staubsauger wirken und fliegende Insekten aus benachbarten Ökosystemen entziehen.
Um die Auswirkungen auf die Umwelt zu erforschen führt das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) jetzt groß angelegte Freilandexperimente an unterschiedlichen Ökosystemtypen durch. Auf die Ergebnisse darf man gespannt sein. Aber bereits jetzt schon setzen sich viele Gemeinden für eine umweltfreundliche Beleuchtung ein.
So auch die Stadt Bretten mit ihren über 5000 Straßenlaternen. „Seit Jahren stellt die Stadt Bretten die Beleuchtung von Straßen und Gebäuden auf stromsparende und insektenfreundliche Leuchtmittel um“, betont Thorsten Metzger von den Stadtwerken.

LINKS: „Licht aus!“ an öffentlichen Gebäuden; Insektensterben

Einwanderer aus den USA

Büffelzikaden in Brettener Gärten
Mit einer Körperlänge von höchstens zehn Millimetern und einer grasgrünen Färbung sind diese Insekten nur schwer zu entdecken. Dafür sind sie, näher betrachtet, unverwechselbar.
Der Halsschild ist zu einem schmalen, nach hinten gerichteten Fortsatz ausgezogen. Zwei seitliche, dunkel gefärbte Dornen erinnern an die Hörner von Büffeln. Deshalb erhielt dieses Tierchen den treffenden Namen Büffelzikade (Stictocephala bisonia).
Ihre Heimat ist Nordamerika, von wo dieses Insekt per Schiff vor etwa hundert Jahren nach Europa gelangte. In den letzten fünfzig Jahren hat es sich von Südbaden ausgehend bis nach Norddeutschland ausgebreitet.

Die Büffelzikaden leben in Wiesen und Hecken, aber auch in Weinbergen und Gärten. Sie ernähren sich von Pflanzensäften. Mit einem dünnen Rüssel stechen sie wie mit einer Hohlnadel Pflanzen an und saugen die nahrhafte Flüssigkeit auf. Als Futterpflanzen dienen den ausgewachsenen Zikaden Rosengewächse, Apfel- und Birnbäume und Weinreben. Die Larven saugen die Säfte von krautigen Pflanzen wie Kleearten oder Chrysanthemen. In Südeuropa treten die Büffelzikaden gelegentlich massenhaft auf und können dann Schäden an Reben und Obstbäumen verursachen.

Nach der Paarung legen die Weibchen gruppenweise jeweils bis zu einem Dutzend Eier in Rindenvertiefungen, bevorzugt von Rosensträuchern. Zwischen Mai und Juni des nächsten Jahres schlüpfen dann die Larven, die sich in der Krautschicht zu erwachsenen Tieren entwickeln. Diese kann man dann ab Juli bis Oktober antreffen

BUND schützt erfolgreich Zauneidechsen

Jungtiere nehmen gemeinsam letztes Sonnenbad

Dicht gedrängt nehmen die erst vor wenigen Wochen geschlüpften Zauneidechsen ein Bad in der Sonne. Sie „tanken“ die Wärme, bevor sie sich in ein frostsicheres Versteck zurückziehen, um dort in Winterstarre die kalte Jahreszeit zu überdauern.
Diese Reptilien pflanzen sich durch Eier fort, die von den Weibchen in der Zeit zwischen Mai und Ende Juli in Sand oder lockeren Boden abgelegt werden. Ein Gelege besteht aus etwa einem Dutzend weichschaliger Eier, die zum Schutz vor dem Austrocknen mit Erde bedeckt werden.

Abhängig von der Bodentemperatur schlüpfen die fünf Zentimeter großen Jungtiere nach etwa zwei Monaten.

Nach dem Schlüpfen sind sie einer Vielzahlzahl von Feinden ausgesetzt. Andere Reptilien, Vögel, Marder, Füchse und streunende Katzen stellen ihnen nach. Manchmal gelingt es ihnen, ihren Feinden zu entkommen. Packt ein Feind eine Eidechse am Schwanz, dann kann sie diesen an einer Sollbruchstelle blitzschnell abwerfen und so entkommen. Der fehlende Körperteil wächst dann als Stummel wieder nach.

Doch die größte Gefahr ist die Zerstörung und Beeinträchtigung ihrer Lebensräume durch die fortschreitende Flächenversiegelung und die Zerschneidung der Landschaft durch immer neue Verkehrswege. Außerdem kann der Schattenwurf hochwüchsiger Energiepflanzen wie Mais, Böschungen und Feldsäume ein Gelände für Eidechsen unbewohnbar machen.
„Der beste Schutz für Eidechsen ist, ihre Lebensräume zu erhalten und diese vor schädlichen Einflüssen zu schützen“, betont Matthias Menzel vom BUND Bretten. Er betreut und pflegt seit vielen Jahren eine Fläche, auf der die Zauneidechse alle für sie notwendigen Lebensbedingungen vorfindet: Viel Sonne, ein üppiges Nahrungsangebot, lockeres Bodensubstrat für die Eiablage und ein frostsicheres Versteck für die Überwinterung. Nur so konnte hier der Bestand dieses einheimischen Reptils gesichert werden. Dieses Jahr war besonders erfolgreich: Aus zwei Gelegen mit jeweils einem Dutzend Eiern sind alle Jungtiere geschlüpft und ihren Feinden nicht zum Opfer gefallen. Nach einem letzten Bad in der Oktobersonne werden sie sich zur Winterruhe zurückziehen.

„Wir hoffen, dass alle Tiere den Winter überstehen“ , wünscht sich der BUND-Vorsitzende Gerhard Dittes.

Weiter Artikel des BUND zu Zauneidechsen:
300 Millionen Jahre alt
Gemeinsame Bemühungen zum Schutz der Zauneidechse
Die Zauneidechse : Reptil des Jahres 2020

Grüner Aalkistensee

Blaualgen haben sich massenhaft vermehrt

Erstaunt sind Spaziergänger und Radfahrer: Statt Himmelsblau, das sich im Wasser des Aalkistensees spiegelt, sieht man zur Zeit nur eine graugrüne Brühe und an den Ufern breite Algenteppiche. Ursache sind Bakterien, sogenannte Blaualgen, die sich massenhaft vermehrt haben.
In geringen Konzentrationen sind diese Mikroorganismen ungefährlich. Doch wenn sie sich stark vermehren, dann können die Gifte , die sie produzieren, für Menschen und Tiere gefährlich werden.
Das Verschlucken von Wasser kann dann böse Folgen wie Hautreizungen, Übelkeit oder Durchfall haben.

Zum Glück ist der Aalkistensee Naturschutzgebiet, in dem das Baden verboten ist. Hunde, die diese Algenbrühe trinken, sind besonders gefährdet. Über diese Verunreinigung wurden die zuständigen Behörden informiert und haben unverzüglich die notwendigen Schritte veranlasst.

Blaualgen

In fast allen Gewässern kommen Blaualgen in geringen Mengen vor. Bei sonnigem Wetter und damit steigenden Wassertemperaturen vermehren sie sich. In Gewässern, die viele Nährstoffe, wie Nitrat und Phosphat enthalten, kommt es zur explosionsartigen Massenvermehrung, der sogenannten „Algenblüte“. Wegen der giftigen Ausscheidungen dieser Bakterien wird das Baden verboten.
Blaualgen zählen zu den ältesten Lebewesen der Erde. Sie haben vor etwa drei Milliarden Jahren die Photosynthese „erfunden“, das heißt mit Hilfe von Sonnenlicht und Kohlendioxid erzeugen sie Sauerstoff und energiereiche Pflanzensubstanzen wie Traubenzucker.

Links:
Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg Blaualgen – Cyanobakterien
DLRG Höxter Aufklärung Blaualgen (Cyanophyceen)

Hochwasserrisiko und Regionalplanfortschreibung

Die aktuellen katastrophalen Unwetter-Ereignisse machen betroffen. Die Politik reagiert mit den üblichen Floskeln und Versprechungen. Nicht anders in Bretten, obwohl bereits diese Woche im Gemeinderat die Fortschreibung des Regionalplans 2003 beschlossen werden soll. Die Auswirkungen dieser Planungen haben weitere 100ha Versiegelungen und den Bau einer Südwest-Umgehung genannten, autobahnähnlichen Trasse direkt vor dem südwestlichen Siedlungsbereich Bretten’s zur Folge.
Das in Teilen Bretten’s bereits vorhandene Überschwemmungsrisiko würde dadurch noch zusätzlich verschärft. Jeder kann sich anhand der hier gezeigten Karte von seinem „persönlichen“ Hochwasserrisiko überzeugen. (Ladezeit der Karte beachten! Ein- und Aus-Zoomen in der Karte ist möglich)
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Die Folgen einer Siedlungserweiterung um 100 Hektar (=1 km² )

Zur Fortschreibung des Regionalplans 2003:
Die im Plan vorgesehenen 100 Hektar entsprechen der Siedlungsfläche von Diedelsheim mit 3700 Einwohnern, siehe Bild –>

Quelle: Google Maps

Die Folgen:

Der Landwirtschaft gehen dringend benötigte Produktionsflächen für Futter- und Lebensmittel verloren.

Durch Lebensraumverlust nimmt die Artenvielfalt ab, der Naturhaushalt wird geschwächt

Landschaftsbild prägende Elemente verschwinden

Der Naherholungsdruck auf Wiesen und Felder nimmt zu

Versiegelte Flächen wie Dächer und Straßen heizen sich bei Sonneneinstrahlung auf und verschärfen die Folgen des Klimawandels. Tropennächte werden noch unerträglicher.

Da etwa 40 % der Siedlungserweiterungsflächen versiegelt werden, gehen der Grundwasser-neubildung rund 320 000 Kubikmeter Wasser verloren (bei einem Jahresniederschlag von 800 Litern/Quadratmeter). Die gleiche Menge muss von der bereits überlasteten Kanalisation zusätzlich aufgenommen werden.

Aktuell: Bei Starkregen kommt es häufiger zu Schäden an Hausrat und Gebäuden.

Der gesamtstädtische Ziel- und Quellverkehr wird zunehmen und damit die Verkehrsprobleme verschärfen.

Durch die Erhöhung der Einwohnerzahl werden die Infrastrukturen nicht mehr ausreichen.

Als besonderen Service bieten wir unseren Leser/Innen die Gebietssteckbriefe nach Ortsteilen aufbereitet, bitte beachten Sie die etwas längere Ladezeit der Seiten :

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Leserbrief zur geplanten Süd-West-Umgehung

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren,

vor vielen Jahren in Bretten geboren und im heutigen Stadtteil Dürrenbüchig aufgewachsen, besuche ich meine alte Heimat heute noch regelmäßig und beschäftige mich mit der Entwicklung der Stadt, den aktuellen Problemen, der Veränderung der Lebensbedingungen und der politischen Situation.
Mein besonderes Interesse liegt dabei seit langem im Bereich der Verkehrsverhältnisse und der Verkehrspolitik.

Ein aktuelles und dabei höchst umstrittenes Projekt – v.a. im Hinblick auf Umwelt-belastung und den Klimawandel – ist dabei die geplante Südwest-Umfahrung der Stadt Bretten. Das zunehmende Verkehrs-aufkommen ist für eine Stadt und deren Einwohner, v.a. für die an den Hauptverkehrsstraßen Wohnenden, eine starke Belastung.
Ich selbst habe viele Jahre in Erlangen an einer Ausfallstraße mit täglich über 20.000 Fahrzeugen gelebt und kenne diese Situation sehr gut. Deshalb verstehe ich grundsätzlich, dass viele Kommunen eine Ortsumfahrung zur Entlastung ihrer inner-städtischen Bewohner und einer Verbesserung ihrer Wohnsituation anstreben.

Trotzdem halte ich diese Art der scheinbaren, generell nur kurzfristigen wirkenden
lokalen Problem“lösung“ heutzutage für falsch.

Und zwar aus erstmal juristischen und politischen Gründen:

– Zusätzliche Straßen, die erfahrungsgemäß langfristig noch mehr Verkehr anziehen,
widersprechen eklatant dem Geist und der Zielsetzung sämtlicher nationaler und
internationaler Vereinbarungen, Verträgen, Gesetzen…. im Hinblick auf den Klima-
wandel und die angestrebte „Klimaneutralität“ bis 2050.
Zu diesen Abkommen gehören die Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen
von 2019, das Klimaschutzabkommen von Paris, die Klimaziele der EU, das
novellierte Klimaschutzgesetz des Bundes von 2021, die Klimaschutzgesetze der
Länder (z.B. Bad.-Württ. 2020, § 7 f Klimamobilitätspläne für Gemeinden…),
das neue Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 2021 u.v.a.m.
Von unzähligen Studien und Gutachten vieler wissenschaftlicher Einrichtungen und
Institute ganz abgesehen.
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Regionalplan : Tabukriterien werden ignoriert

Dieser Brief wurde allen Gemeinderatsmitgliedern zugestellt

Fortschreibung nicht mehr zeitgemäß

In Zukunft soll in der Region Mittlerer Oberrhein jedes Jahr ein Quadratkilometer Naturfläche unter Beton und Asphalt verschwinden. Dies sieht die Fortschreibung des Regionalplanes vor. Daran ist Bretten mit einer Fläche von hundert Hektar beteiligt, weil jeder Ortsteil ein neues Wohngebiet wünscht. Dazu kommt die Forderung nach weiteren Gewerbeflächen. Allerdings haben die Planer Tabukriterien festgelegt, welche die Versiegelung von Naturflächen ausschließen sollen.
Es wird zwar gefordert, „dass sowohl gesunde Lebens- und Arbeitsbedingungen in den Siedlungen als auch die ökologische Qualität der Freiräume gesichert und verbessert werden“ sollen.
Aber um die Flächenwünsche der Gemeinden zu erfüllen, werden die Tabukriterien missachtet.

So unterliegen alle von der Stadt Bretten gewünschten Flächen den Tabukriterien „Wichtige Bodenfunktion“ oder sind, wegen ihrer hohen Fruchtbarkeit, „landwirtschaftliche Vorrangflur“. Weitere Tabukriterien sind „Flächen, die Kaltluft produzieren“ oder der Grundwasserneubildung dienen. Viele dieser gewünschten Siedlungserweiterungsflächen (SERW) erfüllen sogar mehrere Tabukriterien!

So wird die Umsetzung des Regionalplans dazu beitragen, dass sich die aktuelle Situation von Klima, Biodiversität, Hochwassergefahr und Verkehrsbelastung weiter verschlechtern wird. Um dies zu vermeiden, dürfen keine Böden mehr versiegelt werden. Das heißt, dass für jeden Quadratmeter, der versiegelt wird, die gleiche Fläche entsiegelt werden müsste. Dadurch kann zumindest der momentane Zustand unserer Umwelt erhalten und einer Verschlechterung vorgebeugt werden.
Das Landeswaldgesetz schreibt vor, dass für jeden Hektar Wald, der versiegelt wird, mindestens die gleiche Fläche an anderer Stelle neu gepflanzt werden muss. Dadurch ist gewährleistet, dass die Waldfläche mit ihren unersetzlichen Wohlfahrtswirkungen erhalten bleibt.

Angesichts der kommunalen Flächenwünsche drängt sich die Frage auf, warum Naturflächen wie Ackerland und Wiesen weniger erhaltenswert sind als der Wald. Ein entsprechendes Gesetz zum wirkungsvollen Schutz unserer Böden ist längst überfällig!

Versiegelte Flächen heizen sich auf und beschleunigen den Klimawandel.Dessen Folgen dürfen, wie das Bundesverfassungsgericht kürzlich entschieden hat, nicht den kommenden Generationen aufgebürdet werden. Ausdrücklich sind „Leben und Gesundheit vor den Gefahren des Klimawandels zu schützen“. Demzufolge wäre der Gemeinderat verpflichtet, sich jetzt und nicht erst am Sankt-Nimmerleinstag, für die „Netto-Null“ beim Flächenverbrauch zu entscheiden.

Unser Rüdtwald-Video